Wikipedia, die Online-Enzyklopädie, wurde vor zehn Jahren gegründet. Damals von vielen belächelt, hat sie sich rasch etabliert – ist heute fünftpopulärste Website der Welt und ist damit eines von mehreren guten Beispielen dafür, wie sehr man das Veränderungspotenzial, das vom Internet auf die Welt ausgeht, unterschätzen kann. Andere Sites wie Google haben unser Leben noch mehr verändert. Und Wikileaks wird zeigen, dass diese Entwicklung noch lange nicht zuende ist.

Doch diese Entwicklung hat auch Schattenseiten. Google sammelt Daten. Facebook geht sehr freizügig mit dem Begriff Privatsphäre um. Und Wikipedia ist eben nicht immer vertrauenswürdig. Die FR stellte die Frage: Macht Wikipedia schlau oder dumm? Im Ergebnis könnte man vielleicht sagen: Es ist wie mit allem anderen im Leben auch – man muss kritisch bleiben. Ich persönlich war gelegentlich zu unkritisch und übernahm einen Fehler der Wikipedia, um einen Fehler der FR zu korrigieren. Dabei ging es um die Frage, ob Eugène de Beauharnais Napoleons Sohn war. Bei Wikipedia steht: Ja, er war Napoleons erster Sohn, aber das stimmt nicht. Er war lediglich Stiefsohn. Der Fehler, der bei Wikipedia steht, steht bereits auch weit verbreitet überall im Netz und wird damit immer wahrer. Wikipedia ist damit nicht nur ein Segen, sondern auch eine Gefahrenquelle.

Davon berichten auch die Leserbriefe. Ich beginne mit Thomas Fix aus Frankfurt:

„Als Wikipedia-Autor kann ich feststellen, dass Wikipedia vor allem drei Dinge auszeichnet: Kampf gegen Vorurteile, Vergessenes wieder greifbar zu machen und auch nicht alltägliches Wissen jedem zur Verfügung stellen zu können. Was z.B. meinen Schwerpunktbereich Portugal angeht, so können durch die Artikel über portugiesische Schriftsteller oder Künstler, die ich geschrieben habe, Vorurteile über das Land, etwa es habe keine große Kultur hervorgebracht, abgebaut werden und so ein besseres und tieferes Verständnis für die Kultur und die Geschichte des Landes geschaffen werden. Darüberhinaus können Vergessene Persönlichkeiten durch einen Artikel zumindest teilweise einer breiten Öffentlichkeit bewußtgemacht werden: Literaten wie Dr. Sigismund Rahmer, Eberhard Bechtle oder Leopold Mathias Schleifer ebenso wie vergessene Filmstars, z.B. Charles Butterworth, Milton Sills oder William Tracy. Und zu guter Letzt das nichtalltägliche Wissen: Wissen, dass durchaus auch speziell sein kann, aber doch durch Wikipedia oftmals anschaulich und gut erklärt aufbereitet wird und somit auch demjenigen zugute kommt, der sich sonst vielleicht nicht mit einem solchen Thema beschäftigen würde. Wikipedia ist also eine Revolution, wir erleben heute das, was Enzyklopädisten wie Diderot im 18. Jahrhundert erlebten: die Suche nach dem Wissen, dass dem Menschen und der Welt dient und sie besser und wahrer macht!“

Dagegen meint Johannes Bickel aus Oberursel:

„Sie widmen Wikipedia drei volle Seiten (S. 2-4) und diskutieren auch zahlreiche Einwände gegen die Online-Enzyklopädie. Umso erstaunlicher ist es, dass sie auf die wichtigste Schwäche von Wikipedia überhaupt nicht eingehen: seinen überzogen technikfreundlichen und wirtschaftsfreundlichen Charakter. Je stärker Produkte und Branchen in der Öffentlichkeit diskutiert werden und je umstrittener sie sind, umso stärker unterliegen sie der Gefahr, von Lobbyisten nur positiv dargestellt zu werden – auch in Wikipedia-Artikeln. Beispiele dafür sind etwa der Stromsektor, insb. die Atomenergie, die Gentechnik, die Pharmaindustrie, die Finanzmärkte oder generell Umweltthemen. Risiken und Einwände gegen technische Entwicklungen oder unser Wirtschaftssystem werden in den Artikeln öfter genannt, aber unverhältnismäßig kurz bzw. nicht diskutiert, obwohl gerade dies viele BürgerInnen interessieren würde. Entsprechend werden auch Stellungnahmen von Nicht-Regierungsorganisationen, die sich für politische (bürgernahe), soziale oder ökologische Belange engagieren und vor Gefahren warnen, häufig ungenügend behandelt. Deshalb ist Wikipedia keineswegs eine neutrale, eine objektive Informationsquelle.“

Norbert Schnitzler aus Aachen:

„Sehr geehrte FR-Redaktion, der Bericht über Wikimedia-Commons ist leider oberflächlich. Er vernachlässigt berechtigte und unberechtigte Einschränkungen der Fotografierfreiheit. So ist es z.B. nicht erlaubt, Kunstwerke noch lebender oder nicht lange genug verstorbener KünstlerInnen zu veröffentlichen. Diese Einschränkung durch das Urheberrecht mag aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll sein, warum dafür aber ein wesentlich längerer Zeitraum als bei Patenten gilt, ohne dass jemand dafür bezahlen muss, sollte doch eine Überlegung wert sein. Völlig unsinnig ist aber die Einschränkung der ‚Panoramafreiheit‘ in manchen Ländern. So ist die Veröffentlichung von in Belgien aufgenommenen Gebäuden und Denkmälern oft verboten, obwohl sie jede(r) draußen sehen kann. Das ist sogar ein großes Problem für belgische Immobilienverkäufe oder Denkmalschutzlisten. Nicht mal das Atomium darf man zeigen. Und bei Renovierungen läuft ggf. die Frist neu. Dagegen ist die digitale Gebäudeburka, die Google Streetview freiwillig anlegt, an die sich hier in Deutschland sonst aber niemand halten muß, geradezu harmlos.“

Anthoney Saravanja aus Baden-Baden:

„Ich möchte Euch zu dem Artikel gratulieren. Wie Ihr sicher wisst, löscht die WikiPedia viele Artikel wegen mangelnder Irrelevanz. Die PlusPedia rettet diese Artikel und gibt ihnen ein neue Chance. Die PlusPedia hat eine ähnliche Freiheit, wie sie die WikiPedia ursprünglich auch hatte, und hat dabei das Ideal des Wissens der Welt noch als Ziel. Die PlusPedia hat bisher über 11000 Artikel aus der Wikipedia gerettet und hat fast 18000 Artikel insgesamt. Somit ist die PlusPedia eines der größten deutschsprachigen Wikis.“

Verwandte Themen

14 Kommentare zu “Wie damals bei Diderot

  1. Diesen Leserbrief zu einem Wikipediaartikel in der FR, in dem der Autor des Hauptartikels die Arbeit bei Wikipedia mit Gartenarbeit verglich, verfasste ich bereits einmal vor drei Jahren. An der Problematik hat sich inzwischen nichts geändert:

    Gartenarbeit ist ein schönes Hobby, doch leider wird es dem Wikipediagärtner oft vergällt. Unerwähnt blieb seitens Herrn Klempert (der damalige Autor des Artikels) die Tatsache, dass viele Administratoren noch nicht volljährig, zum Teil noch Schüler sind. Bei Diskussionen über Artikel werden dann Garagenbands gegenüber Künstlern und Pornosternchen gegenüber Schriftstellern (im Rahmen der PISA-Studie sehr bezeichnend) oftmals als relevanter angesehen. Auch Schulen gelten allgemein als nicht enzyklopädiefähig , sie müssen herausragende Merkmale aufweisen um im Lexikon Eingang zu finden, das doch immerhin alles (beschreibbare) Wissen der Welt sammeln möchte. Bei einer derartigen Alterstruktur in Entscheidungsfragen mag es verständlich sein, dass man von Schulen nichts hält, dagegen ein neues Handymodell mit Begeisterung verteidigt und aufnimmt. Auch gegenüber den verbalen Anfeindungen seitens dieser sich oft selbst vorschlagenden und wählenden Schülerclique ist der willige Beetebepflanzer nicht gefeit. Endlich darf da der junge Administrator Lehrer spielen und auch einmal ein „Löschen. 6!“ ausrufen und wohlmeinende Beiträge als Geschwurbel und Geschwafel abtun. Auf diese Weise wurden schon viele potentielle Mitarbeiter vom Schreiben abgehalten und auch vertrieben. Solange hier der Administratorenwillkür kein Riegel vorgeschoben wird, solange Browserspiele als wichtiger angesehen werden als Heimatdichter, sehe für dieses an sich lobenswerte und richtige Projekt kaum Zukunft. Schade eigentlich !

    Gruß
    Walthor

  2. @ Bronski

    Du übernimmst hier kritiklos die Charakterisierung aus dem Kommentar von Thomas Fix: „Wie damals bei Diderot“

    dieser Vergleich stellt allerdings trotz einiger Gemeinsamkeiten eine deutliche Übertreibung dar.

    Im genauen Gegensatz zu dem, was Walthor in seinem Kommentar über die altersmäßige und soziale Zusammensetzung von Teilen der Moderatoren beschreibt: jugendliche Amateure, verdient es festgehalten zu werden, dass in dem epochalen Werk der Encyclopedie Artikel der damals führenden Köpfe aus Wissenschaft und Philosophie versammelt wurden.

    Das darin veröffentlichte „Wissen, dass dem Menschen und der Welt dient und sie besser und wahrer macht” hatte damals auch eine ungleich größere Sprengkraft als die beliebige und massenhafte Anhäufung lexikalischer Lemmata. Das Wissen sollte nach der Intention der Autoren des 18. Jh. im Wortsinne der „Aufklärung“ dienen, also der Aufhellung, der Illumination einer geistigen und kulturellen Sphäre, die durch den „Obskurantismus“ von Dunkelmännern in mittelalterlicher Finsternis gehalten wurde.

    Das Unternehmen war nicht ganz ungefährlich und bedurfte einiger kreativer Fantasie der Autoren. Veröffentlichungen unterstanden ja der Zensur, und die Weltanschauungen der Aufklärer, die im Begriffe standen, nichts Geringeres als die Französische Revolution geistig vorzubereiten, standen nicht gerade in der Gunst des absolutistischen Hofes und seiner Zensoren. So bediente man sich des folgenden Tricks: Die Artikel zu verfänglichen Stichwörtern, unter denen der Zensor am ehesten nachschauen würde, in der Erwartung, revolutionäres Gedankengut darin vorzufinden, wurden ganz im konservativen Geist gehalten, während die tatsächlichen revolutionären Gedanken, Theorien und Erkenntnisse unter scheinbar abseitigen, dem Publikum jedoch vertrauten Stichwörtern verborgen waren.

    Die Encyclopedie ist übrigens, worauf der Name hindeutet, das Urbild des modernen Lexikons. Ursprünglich wohl nicht in diesem Sinne geplant, wurde von den angesprochenen Autoren eine so große Anzahl von Artikeln eingebracht, dass sie sich nicht mehr sinnvoll unter einem klassischen Inhaltsverzeichnis ordnen ließen, und so entschied man sich schlicht für eine alphabetische Anordnung.

  3. Sorry, lieber Bronski: ist mir als mögliche Quelle von Missverständnissen aufgefallen: ich meinte mit „kritiklos“ natürlich soviel wie „unkommentiert“ nicht dass du etwa denkst, ich hielte dich für unkritisch, im Gegenteil, aber das weißt du ja selber. Und die Analogie, die Thomas Fix herstellt zur Encyclopedie, fand ich jedenfalls jenseits der beschriebenen manifesten Unterschiede interessant.

    Ich selber habe mit Wikipedia in der Anfangszeit ganz andere Erfahrungen als die hier z.T. beschriebenen gemacht. Wollte einen politisch-philosophischen Begriff nachschlagen, und den gab es da nicht. Habe dann ein wenig geforscht, bei Kant und anderen nachgelesen und den entsprechenden Artikel selber reingesetzt, knapp, prägnant und aus einem Guss. Als ich das nächste Mal hineinschaute, überfiel mich das kalte Grausen: sinnhafte Teile meines Artikels waren einfach gelöscht, meine zusammenfassende Definition war auseinander gerissen, und dazwischen und daran angehängt erschienen endlos alternative Definitionen, welche Probleme werden wo wie mit welcher Definition gesehen, usw. usf.. Aus einer lesbaren und, wie ich meine, denkwürdigen und griffigen Definition war ein uferloser und zusammengestückelter Artikel geworden, den man eigentlich sinnvoll auf der Suche nach einer passenden Erklärung nur überfliegen konnte, wobei man drohte das Wesentliche zu übersehen.

    ein Lexikon-Artikel ist ein Lexikon-Artikel, und besprechende Literatur gibt es zu jedem Thema extra, die kann man in einem anschließenden Verzeichnis anführen. Der Versuch der Vermischung zerstört aber die Struktur und den spezifischen Charakter des einen wie der anderen.

  4. @ Heinrich

    Deine Erfahrung mit Wikipedia kann ich bestätigen. Auch mir ging es bei den Einträgen zu „Liberales Judentum“ und „Progressives Judentum“ ähnlich. Dise habe ich mit großem Aufwand entsprechend der Selbstdarstellung dieser Bewegungen aktualisiert und musste erleben, dass der Text von wenig informierten Außenstehenden verfälschend korrigiert wurde. Das ist bei Themen, bei denen nicht eine Vielzahl von Usern die Kompetenz zur „Qualitätskontrolle“ hat, ein Problem.

  5. „mangelnde Irrelevanz“ – Ein liebenswürdiger Verschreiber. Die Problematik an sich jedoch empfinde ich als eine der wichtigsten überhaupt. Ich weiß von keiner anderen Sprachversion der Wikipedia, in der so oft steht, der Artikel müsse aufgrund von Irrelevanz gelöscht werden.

    Für mich stellte immer den größten Vorteil der Wikipedia dar, dass eben keine Begrenzung vorherrschte wie in normalen Lexika/Enzyklopädien. Dazu muss man vielleicht anmerken, dass ich zu dem Zeitpunkt der Wikipediagründung ein etwas seltsames Kind von 10 Jahren war, dass seine Zeit vornehmlich damit verbrachte, bestimmte Wörter und Phänomene in Duden und Wörterbuch nachzuschlagen, die ich mitsamt des Brockhaus damals ganz stolz auf CD-Rom besaß; Internet hatte ich zu dem Zeitpunkt keines. Schnell fällt da auf, wo die Grenzen des zweibändigen Lexikons liegen, und auch die des 12-bändigen meiner Eltern. Die Wikipedia wusste einfach mehr, weil nicht von irgendwem bestimmt wurde, wie viel Papier wofür verbraucht werden durfte, und auch nicht, dass nur bestimmte Auserwählte eine Wahrheit niederschrieben.

    Es gibt die Anekdote von einem Wissenschaftler, leider weiß ich nicht mehr von welchem, der von der Redaktion einer Enzyklopädie gebeten wurde, einen alten Artikel auf seine Aktualität und Richtigkeit zu prüfen. Der Wissenschaftler beschwerte sich, solch einen Schund habe er noch nie gelesen, das sei ja alles komplett falsch, den Artikel könne man nur neu schreiben.
    Daraufhin ging der Redakteur ins Archiv um herauszufinden, wer denn den ursprünglichen Artikel geschrieben hatte und es stellte sich heraus, dass es eben jener Wissenschaftler gewesen war, der nun so darüber gewütet hatte.

    Das Internet bietet die Möglichkeit der Demokratisierung und Wikipedia ist ein Phänomen, das es hervorgebracht hat. Aber an der Stelle, wo jeder mitreden kann, muss man eben auch um „seine“ Artikel kämpfen, weil sie eben doch nicht die eigenen sind.

    Deshalb, lieber Heinrich, kann ich deinen Ärger zwar einerseits gut verstehen (ganz abgesehen davon, dass ich davon ausgehe, dass deine Version des Artikels nur die bessere sein konnte), andererseits aber ist das nun einmal der Preis dieser großen Möglichkeit. Wenn man dort mitschreibt, muss man eben damit leben, ab und an einen kleinen Hahnenkampf auszutragen. Das ist übrigens der Grund, warum ich kein einziges Mal einen Artikel verändert habe, obwohl es mir in den Fingern gejuckt hat. Ich bin da ein bisschen egoistisch veranlagt, ich lass mal die anderen machen.

    Wozu nutze ich die Wikipedia? Vor allem dann, wenn ich etwas nicht kenne und nur grob wissen will, was das nun ist. Wenn ich wissen will, welcher Schauspieler in einem Film mitgespielt hat oder wenn ich weiterführende Links und Literatur haben möchte (Fußnoten sind dort etwas sehr Feines). Außerdem benutze ich sie, wenn ich nicht weiß, wie der Narzędnik (polnischer Instrumental) einer deutschen Stadt dekliniert wird, indem ich von der deutschen Seite dieser Stadt einfach auf die polnische wechsel und zu dem Fall gehörende Präpositionen suche – und vor allem aber als Steinbruch, als Gliederung, als Idee, wo man ansetzen könnte.

    Ansonsten ist die Wikipedia seit Beginn meines Studiums für mich tatsächlich irrelevant geworden (in der Schule war sie immer noch recht brauchbar. Will ich eine wissenschaftliche Definition, das habe ich schnell begriffen, schaue ich lieber woanders. Aber wer sagt auch, dass die Wikipedia alles können muss.

  6. @ cassionetta

    Liebe Cassi,

    nun ist der Thread schon im Orkus, und ich wollte dir die ganze Zeit noch kurz antworten, zumal du mich ja gleich in zwei Threads mit deinem süffisanten Lob verfolgst „(ganz abgesehen davon, dass ich davon ausgehe, dass deine Version des Artikels nur die bessere sein konnte)“.

    Aber was ist das für eine bigotter Ratschlag, mir Hahnenkämpfe andienen zu wollen, selber aber ein bisschen egoistisch „mal die anderen machen“ lassen wollen? Da folge ich aber denn doch lieber dir, lasse die anderen Hähne kämpfen und gehe stattdessen ein wenig mit Hühnchen spazieren.

    Scherz beiseite: an deiner Antwort gefällt mir, dass sich darin erkennbar die ungebrochene Internetbegeisterung einer jungen Generation äußert. Ich stehe dem Internet etwas zwiespältiger gegenüber. Zumal die Möglichkeit der Beteiligung an solchen Blogdiskussionen ist für mich eine Errungenschaft im Vergleich zum früheren eingleisigen Leserbrief-Schreiben.

    Wenn du meinst, dass Wikipedia „einfach mehr“ weiß: davon war ja hier teilweise die Rede. Weniger ist eben doch manchmal einfach mehr.

    Aber zugegeben: zum schnellen Nachschlagen bleibe ich auch gerne im Bett sitzen, während ich meine Kommentare ins Laptop tippe, aber hin und wieder komme ich doch nicht umhin, mich da herauszubegeben und in einem meiner Bücher oder im Brockhaus etwas nachzulesen.

    Ich beobachte da aber auch eine Veränderung meiner Gewohnheiten an mir: Was mir früher eine Lust war: unter einem Buchstaben einen Eintrag nachzuschlagen, einen Bezugspfeil zu sehen, den Band zurückzustellen und das entsprechende Stichwort in einem anderen Band aufzusuchen usw., ist mir heute eher eine Last. Das geht doch mit Bildschirm und Tastatur alles sehr viel einfacher.

    Herzlichst
    Heinrich

  7. Ob Wiki“dies“ oder Wiki“das“ oder Brockhäuser, kontrolliertes Wissen bleibt doch Herrschaftswissen und dagegen steht das Internet als Ganzes.
    Das gesamte Wissen präsentiert sich nicht in Enzyklopädien, die ungeregelte Gesamtheit bietet alles an, und doch muß man erkennen, daß man trotz grenzenloser Geschwindigkeit nicht alles wissen kann.

    Wir bleiben doch nur kleine Fauste, mit Faustregeln.

  8. BvG, du hast recht, das Herrschaftswissen wird aufgeweicht und das ist gut so. An sich, lieber Heinrich, ist das Medium ja auch nichts per se Gutes oder Schlechtes, aber es bietet Möglichkeiten, die eben vorher nicht da waren.

    Mit dem „mehr Wissen“, auf das ich ja auch eingehe, hatte ich in dem Falle nicht das Ausufern der Informationen gemeint, bei dem man den Überblick verliert, sondern, dass man zu fast jedem Thema etwas findet. Das kann der Brockhaus nicht bieten. Und im Zweifelsfall möchte ich lieber mehr als weniger, auch wenn das dann bedeutet, dass ich ein wenig suchen muss, bis ich das finde, was ich will, wenn ich denn so etwas bestimmtes suche. Meistens bin ich eher auf Detailsuche, da ist das Netz etwas Feines. Und dass es das Internet gibt, heißt ja nicht, dass das Wörterbuch und das Lexikon nicht mehr existieren können, um einen kurzen Einstieg und einen Blickwinkel zu bieten, damit man sich von dort aus strukturiert weiter hangeln kann.

    Ich glaube übrigens, dass die „Internetbegeisterung der jungen Generation“ ziemlich überschätzt wird. Die meisten sind irgendwie bei Facebook o.ä., aber viel weiter geht’s dann auch nicht mehr. Z.B. musste ich erstaunt kurz vor meinem Abitur feststellen, dass ein Mädel, das mit als das intelligenteste und aufgeschlossenste galt, nicht wusste, was ein Browser ist – geschweige denn, dass es eine Alternative zu Microsofts veraltetem und unsicheren Internet Explorer gibt…

    Grüße von Cassi

    PS. Heinrich, wenn du mein Lob nicht haben willst, nehme ich es hiermit zurück und behalte es für mich allein. Ich wusste nicht, dass du nicht magst, wenn junge Hühnchen deine Ausführungen loben, weil sie eine Menge dabei gelernt haben.

  9. @7 Heinrich

    Das Thema „Ideologische Schmuddelecke“ ist offenbar, rapp-zapp, geschlossen worden, so dass Sie meine umfassende Antwort auf Ihre Anmerkungen und Fragen, unter http://www.frblog.de/kwort/#comment-31617, nicht mehr erreichen kann. Gleiches gilt für @Anna http://www.frblog.de/kwort/#comment-31621. Das K-Wort soll wohl nicht zu lange diskutiert werden.;-) Vielleicht ergibt sich irgendwann eine andere Gelegenheit. Ich hoffe, dass mir der kurze Hinweis an dieser Stelle erlaubt ist.

    mfg
    Jutta Rydzewski

  10. @ Jutta

    Die Threads werden hier nach drei Wochen automatisch rapp-zapp geschlossen. Das fällt wohl meistens nicht auf, wenn sich die Diskussion bis dahin schon totgelaufen hat. Das ist aber nicht unbedingt der Fall, wenn Heinrich spät nach zwei Wochen einsteigt und die Diskussion neu belebt. Dann wird man ggf. von der Schließung eiskalt überrascht.

    Das ging mir auch so, auch ich konnte eine schon geschriebene längere Antwort an Anna zur Aktualisierung und Vertiefung des Engels-Textes und eine schon konzipierte zur Bedeutung von Utopie bzw. Utopien nicht mehr veröffentlichen. Vielleicht hat Bronski ja ein Einsehen und öffnet die Kommentarfunktion noch einmal, was technisch kein Problem sein könnte,

    Aber ich glaube nicht, dass er auf mich hört, und wenn er kein Einsehen hat, haben wir eben das Nachsehen, denn die „andere Gelegenheit“ ist nie so, dass man eine unterbrochene Diskussion bruchlos fortsetzen könnte.

    Ebenfalls freundliche Grüße
    Heinrich

  11. Lieber Bronski,

    ich bin wirklich sehr neugierig auf die Antworten, die Jutta Rydzewski und Heinrich noch formuliert haben, weshalb ich ebenfalls freundlichst darum bitte, den Thread „Ideologische Schmuddelecke“ doch möglichst nochmals zu öffnen.
    Mit ganz lieben Grüßen
    Anna

  12. Hallo zusammen,

    tue ich allen Beteiligten etwas Gutes, wenn ich die Diskussion über das K-Wort neu eröffne? Das möchte ich später nämlich tun.

    Es gibt ja immer mal wieder Irritationen, wenn Threads geschlossen werden. Das passiert automatisch, war hier schon immer so und soll sich auch nicht ändern. Irgendwann muss einfach mal Schluss sein, zumal ja neue Diskussionen eröffnet werden. Aber es ist auch nicht das erste Mal, dass eine ältere Diskussion aufgegriffen wird und weitere drei Wochen lang geführt werden kann.

    Ich bitte allerdings um etwas Geduld. Ich werde das heute abend noch machen, aber jetzt habe ich erst noch was Dringendes zu erledigen, was ein paar Stunden in Anspruch nehmen wird.

  13. Es ist mir ein ganz großes Rätsel, wie Google „unser Leben noch mehr verändert hat“, wie Bronski in der Einleitung schreibt… jedenfalls wenn damit die Suchmachine gemeint ist. Hier wird wohl etwas völlig durcheinandergebracht: Verändert hat unser Leben die Datenansammlung namens „Internet“ (sowie der fast schon jedes Haus reichende Datentransportweg ebenfalls namens „Internet“). Wichtig ist dabei natürlich eine gewisse Durchsuchbarkeit… aber Google ist bei weitem nicht die einzige Möglichkeit, Inhalte zu finden, und deshalb wäre unser Leben künftig genau das gleiche wie heute, auch wenn morgen (die Suchmaschine) Google abgeschaltet würde.

    Will man Umwerfendes im Google Universum ausmachen, müsste man schon andere Produkte betrachten, wie z.B. Google StreetView… immer vorausgesetzt natürlich, daß spezifisch volkseigentümliche Neigungen zu Bedenkenträgerei die Produkte überhaupt zulassen, was bei Google Streetview hierzulande nur eingeschränkt der Fall ist.

Kommentarfunktion geschlossen