Blogtalk: Wie braun ist unsere Jugend?

Die Gewalt unter Schülern in Deutschland ist eher rückläufig. So ist beispielsweise die Zahl meldepflichtiger „Rauf-Unfälle“ zwischen 1997 und 2007 um 31,3 Prozent gesunken. Das ist eines der Ergebnisse des Forschungsprojekts „Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt“, für die das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen im Auftrag des Bundesinnenministeriums im Jahr 2007/08 45 000 Schüler der neunten Klassen an 2000 Schulen in 61 zufällig ausgewählten Landkreisen befragte.

Ein anderes Ergebnis: Jugendliche in Deutschland fühlen sich offenbar von rechtsextremen Gruppen stärker angezogen als von demokratischen Parteien. 4,9 Prozent aller männlichen Neuntklässler gaben an, einer rechten Gruppe oder Kameradschaft anzugehören. „Dass Rechte beim Einsammeln von Jugendlichen mehr Erfolg haben als etablierte Parteien, ist erschreckend“, sagte der Leiter der Studie, der Kriminologe Christian Pfeiffer. Noch viel weiter verbreitet sind rechtsextreme Denkweisen. Dem Satz „die meisten Ausländer sind kriminell“ stimmten 39,2 Prozent zu. „Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen nicht ganz unschuldig“ unterschrieben 14,7 Prozent. Nahezu jeder dritte (29,7 Prozent) findet, es gebe „zu viele Ausländer in Deutschland“. Die Auswertung ergab: 40,4 Prozent sind ausländerfeindlich, 14,4 Prozent – also jeder siebte – sogar „in hohem Maße“. Als sehr ausländerfeindlich mit rechtsextremem Verhalten stuften die Forscher 8,2 Prozent der Befragten ein – wobei auch „niedrigschwelliges rechtsextremes Verhalten“ wie das Hören einschlägiger Musik bewertet wurde. Eine Jugend in Braun?

Über die Studie und ihre Ergebnisse spricht FR-Redakteur Volker Schmidt mit Professor Pfeiffer, dem ich dafür danken möchte, dass er zu diesem Blogtalk bereit ist.

Auch Fragen von Blog-Usern sind natürlich willkommen – unter einer Bedingung: Die Fragesteller/-innen müssen mit Klarnamen auftreten (Vor- und Zuname; Nicknamen sind heute hier nicht erwünscht).

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42 Kommentare zu “Blogtalk: Wie braun ist unsere Jugend?

  1. Guten Morgen allerseits, guten Morgen Herr Pfeiffer. An Leserinnen und Leser, Userinnen und User noch ein Warnhinweis: Sowohl Herr Pfeiffer als auch meine Wenigkeit müssen wohl mal zu der ein oder anderen Redaktionskonferenz bzw. Lehrveranstaltungen verschwinden. Es kann also passieren, dass in diesem Talk einmal Lücken entstehen – die dürfen Sie aber gern füllen.

    Herr Pfeiffer, „Jugend in Braun“ hat die FR die Berichterstattung über Ihre Studie getitelt und wurde prompt von einigen Lesern gerügt: Bildzeitungsstil sei das, schließlich sei der weitaus größte Teil der Jugend eben nicht braun. Wie hätten Sie die Schlagzeile formuliert, und wie würden Sie die wichtigsten Ergebnisse Ihrer Studie zusammenfassen? Sagen wir, in fünf Sätzen – aber Achtung, ich zähle nach.

  2. Eine solche Zuspitzung in einer Überschrift ist doch absolut legitim und auch notwendig, um Leser anzuziehen und in den Text hinein zu ziehen.

  3. Ich sehe das Problem in der Sprache der Politik und Politiker ,in der Unverbindlichkeit ihrer Aussage.
    Schon in der damaligen Zeit haben es die Rattenfänger verstanden die Sprache der Jugend zu kopieren und zu interessieren,was danach von der NPD übernommen wurde.
    Das zeigte sich in so profane Dinge wie z.b. aus meiner Jugend:
    Die NPD machte richtige Aktion wärend die Etablierten Luftballong verteilten.
    Diese Leute kamen ähnlich wie seinerzeit von der Straße und hatten den besseren Zugang.
    Das hat sich bis heute bewährt.
    Fazit kann nur sein,eine Veränderung der politischen Sprache zur Normalität oder der Totalverlust in der Verständigung und somit auch dere Totalverlust des Interssses an der Politik und an Normen und Normalität.

  4. Sehr geehrter Herr Pfeiffer,

    zunächst vielen Dank, dass Sie sich hier im Forum den Fragen der Leser stellen.

    Ich bezweifle die Aussage zu Ihrer letzten Studie, dass fast jeder siebte Schüler in Deutschland als ausländerfeindlich eingestuft werden könne. Dagegen glaube ich viel mehr, dass viele der Befragten aufgrund ihrer Erfahrungen im Alltag lediglich eine kritische Haltung gegenüber bestimmten Migrantengruppen einnehmen. Diese Vermutung lässt sich sogar aus Ihrer Untersuchung ableiten. Sie stellen selbst fest, dass „einige Migrantengruppen in der Täternennung überrepräsentiert sind.“ Und aus der Statistik der Berliner Kommission Gewaltprävention geht hervor, dass von allen jugendlichen Intensivtätern Berlins 80% einen Migrationshintergrund haben, meist einen türkischen oder arabischen. Befreundete Lehrer, die an Problemschulen mit hohem Migrantenanteil unterrichtet haben, bestätigen die hohe Gewltbereitschaft unter Einwandererkindern best. Herkunft. Deutsche Schüler werden hier häufig diskriminiert, werden häufiger Opfer. Das bürgerliche Klientel des Multi-Kulti-Kreuzbergs ist intensiv darum bemüht, die eigenen Kinder nicht auf örtliche Schulen zu schicken, da hier die Verhältnisse verheerend sind. Opfer wird man aber nicht nur als Schüler bestimmter Schulen, Übergriffe können überall passieren. Vor vier Jahren bin ich von einer türk.-arab.-Gang vor einer Polizeistation zusammengeschlagen worden, weil ich zwei Frauen vor Belästigung und Nötigung schützen wollte.

    Können Sie sich vortstellen, Herr Pfeiffer, dass auf Ihre Frage :“Einwanderer sollten sich den deutschen Verhältnissen besser anpassen”, junge Menschen mit ja antworten, weil sie schlechte Erfahrungen mit Gewaltkriminalität gemacht haben, die von Schülern aus bestimmten Einwanderermilieus ausging? Oder weil sie die mangelnde Intergrationsbereitschaft, die vor wenigen Wochen türkischen Communities in einer Studie des Berlin-Instituts nachgewiesen wurde, kritisieren?

    Eine weitere Frage: Warum wurden in Ihrer Untersuchung junge Einwanderer nicht nach Ihrer Haltung zu Antisemitismus befragt? Fast jeder weiß, dass anti-jüdische und anti-israelische Einstellungen unter türkischen und arabischen Einwanderergruppen weit verbreitet sind. Ich nehme an, das Ergebnis wäre erschreckend ausgefallen.

  5. @ Christoph

    Ich schlage vor, nicht zu viele Fragen auf einmal zu stellen. Lieber kurz und knackig, okay?

    Ich schlage zweitens vor, dass Herr Pfeiffer doch erstmal auf die Eingangsfrage von Volker Schmidt eingeht. Auf Christophs Fragen können wir später zurückkommen. Okay?

  6. Nun ist mit Professor Pfeiffer verabredet, dass unser Blogtalk morgen, Freitag, 3.4., beginnt. Ich hoffe auf rege Teilnahme!

  7. Zu 1: Ich hätte hinter „Jugend in Braun“ ein Fragezeichen gesetzt. Insgesamt betrachtet ist die Jugendgewalt seit 1998 nur im Bereich der Körperverletzungsdelikte angestiegen. Aber auch hier liegt die Zunahme wegen der zwischenzeitlich erfolgten Anzeigebereitschaft deutlich unter dem Plus von 54 Prozent, die sich nach der Polizeilichen Kriminalstatistik errechnen. Erfreulich ist, dass insbesondere die Gewaltbelastung junger Migranten dort rückläufig ist, wo sie zunehmend besser in das Bildungssystem integriert werden konnten. Die Hauptursachen der insgesamt stablen bis leicht rückläufigen Entwicklung sind folgende: Abnahme der innerfamiliären Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, verbesserte Kultur des Hinschauens an Schulen, erhöhtes Anzeigerisiko für Täter und verstärkte Missbilligung von Gewalttätern unter Jugendlichen. Sorgen macht uns die hohe Quote von Jugendlichen, die sich mindestens einmal im Monat massiv betrinken (53%).

  8. Zu 4: Zunächst einmal gilt: Wenn Mehmet den Max verprügelt liegt sein Anzeigerisiko um etwa 50% höher als wenn Moritz dasselbe tut. Generell gilt, dass die „Fremden“ in der Polizeilichen Kriminalstatistik auch aus diesem Grund erheblich überrepräsentiert sind. Die jungen Migranten haben wir im Übrigen sehr wohl zu ihrer Deutschlandfeindlichkeit und zu ihrem Antisemitismus befragt. Die Ergebnisse werden wir in einem gesonderten Forschungsbericht veröffentlichen, der zum Thema der Integration von jungen Migranten im Herbst erscheinen wird. Eines kann ich aber schon heute sagen: Die höchste Quote von Antisemitismus haben wir bei jungen Türken und jungen Arabern gefunden. Letzteres mag mit den politischen Spannungen zusammenhängen, die zwischen Israel und seinen Nachbarländern bestehen. Bei den jungen Türken hat uns dann aber doch sehr überrascht, dass beispielsweise 38% von ihnen es als sehr unangenehm empfinden würden, wenn ein Jude in ihre Nachbarwohnung einzieht (zum Vergleich: Deutsche 12%).

    Doch nun zur Gewaltbelastung von jungen Migranten: Jugendliche aus dem ehemaligen Jugoslawien haben hier mit einer Quote von 9,4%, die in den letzten zwölf Monaten mindestens fünf Gewalttaten begangen haben, den höchsten Wert erreicht. Es folgen die jungen Türken mit 8,3%. Am anderen Ende der Skala stehen Jugendliche aus Asien mit 2,6% und deutsche Jugendliche mit 3,3%. Diese Unterschiede gleichen sich aber völlig aus, wenn man nicht mehr Äpfel mit Birnen vergleicht, sondern Jugendliche aus entsprechenden familiären und sozialen Verhältnissen vergleicht und ihre grundlegende Wertorientierung konstant hält. Als die entscheidenden Belastungsfaktoren dafür, dass beispielsweise junge Türken höher belastet sind als junge Deutsche, haben sich die innerfamiliäre Gewalt, die schlechte schulische Integration und eine ausgeprägte Orientierung an gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen (Machokultur) erwiesen.

  9. Christoph hat im Übrigen angezweifelt, ob es stimmen kann, dass sich 14,7 % der deutschen Jugendlichen als ausländerfeindlich geoutet haben. An dieser Quote gibt es aber leider weinig zu deuteln. Ihre Grundlage ist eine Skala von 6 Fragen, die deutsche Sozialwissenschaftler schon vor Jahren im sog. ALLBUS entwickelt haben. Das Instrument hat sich in vielen Untersuchungen bewährt. Der Prozentwert entsteht als Durchschnittsquote der Extremwerte, die zu den einzelnen Fragen angegeben wurden. Bewußt sind dabei auch Aussagen einbezogen worden, die für sich genommen garnicht eindeutig auländerfeindlich klingen wie etwa „die in Deutschland lebenden Ausländer sollten ihren Lebensstil besser an den der Deutschen anpassen.“ Durch die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Statements sollen die Befragten dazu animiert werden, sich mit jeder solcher Feststellungen einzeln zu befassen. Tröstlich ist im Übrigen ein Befund: Je höher in einer Hauptschulklasse der Anteil der Migranten ist, umso niedriger liegt die Quote der Deutschen, die sich ausländerfeindlich äußern. Die höchsten Werte wurden in ostdeutschen Schulen erreicht, an denen es überhaupt keine Ausländer gibt.

  10. Guten Morgen, Herr Pfeiffer, schön, dass Sie da sind.

    In Herrn Rafhöfers Frage schwang es in Bezug auf die in der Studie abgefragte Zustimmung zur These „Einwanderer sollten sich den deutschen Verhältnissen besser anpassen“ ein bisschen mit, in einigen Leserbriefen wurde es explizit als Vorwurf formuliert: Sind solche Fragen nicht so suggestiv formuliert, dass sie – gerade bei jungen Menschen – Zustimmung hervorrufen? Also, andersherum gefragt, würden die jungen Leute auch von sich aus Sätze sagen wie „Die in Deutschland lebenden Ausländer sind keine Bereicherung für die Kultur in Deutschland“?

  11. Und noch ein Kommentar zu Christoph: Das was er über die Situation in Berlin schreibt ist nicht typisch für Deutschland. Zu Berlin zeigt schon die polizeiliche Kriminalstatistik, dass dort die Gewaltrate unter Jugendlichen extreme Ausmaße erreicht, deren Höhe nur begrenzt durch die auch dort vermutlich angestiegenen Anzeigebereitschaft erklärt werden kann (da wir früher nicht in Berlin geforscht haben, haben wir zu dieser Stadt keine Vergleichsdaten aus den 90iger Jahren). Wir sehen als Hauptursachen, dass in Berlin die “ winner-loser-Kultur“ besonders auspegrägt ist und dass insbesondere die Hauptschulen den jungen Migranten wenig Perspektiven für eine positive Integration in das Berufsleben vermitteln können. Zum Vergleich lohnt sich ein Blick nach Hannover. Dort ist die Quote türkischer Mehrfachtäter zwiachen 1998 und 2006 von 15,6 % auf 7,5 % gesunken – und dies vor allem deshalb, weil inzwischen fast 70 % der jungen Türken Hannovers den Realschulabschluß oder das Abitur anstreben (1998 waren es nur 52%). Durch die bessere Schulintegration hat sich das Freundschaftsnetzwerk der jungen Türken deutlich verändert.

  12. Kommentar zu Volker Schmidt: Wir haben uns bei den Statements zu Ausländerfeindlichkeit bewußt an die Vorlage des ALLBUS gehalten, weil sich die Kombination dieser 6 Aussagen in der Vergangeheit sehr bewährt hat. Nur dadurch sind wir in der Lage unsere Forschungsbefunde mit denen der Kollegen zu vergleichen, die schon früher zu dem Thema geforscht haben. Gezeigt hat sich nun, dass unsere Quoten weitgehend auf dem Niveau liegen, das bisher bekannt war. Neu ist allerdings, dass wir durch die bundesweite Datenerhebung in 61 Gebieten sehr starke regionale Unterschiede erkennen können. Dies eröffnet große Chancen, erstmalig breit fundiert Präventionsansätze zur Ausländerfeindlichkeit und zum Rechtsextremismus zu erarbeiten. So gibt es in West- und Ostdeutschland Städte und Landkreise mit extrem niedrigen Quoten von Jugendlichen, die sich ausländerfeindlich geäußert haben und die überhaupt nicht zu rechten Kameradschaften und Gruppierungen gehören. Dem stehen Gebiete gegenüber, bei denen bis zu 12% der männlichen Jugendlichen sich als Mitglieder solcher rechten Gruppen geoutet haben. Wir sind gespannt, was sich zeigen wird, wenn wir nun in einem zweiten Forschungsschritt in diese Gebiete gehen und nachforschen, was der Hintergrund dieser regionalen Diskrepanzen ist.

  13. Guten Morgen. Hier mehr zur „Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften“ ALLBUS für den Hintergrund der Fragenden.

    Herr Professor Pfeiffer, ich habe zu diesem Thema mehrere Leserbriefe erhalten, in denen auch kritisch nachgefragt wird. Ivo Schilasky aus Hamburg merkte an:

    „Wer figuriert in dieser Studie eigentlich als ‚Ausländer‘? Wohl kaum der britische Botschaftsangehörige oder ähnliche Personengruppen – der verschämt- mitleidheischende Begriff wird sich personell wohl zur Mehrheit aus Personen mit türkischem Migrationshintergrund füllen, die in der Regel sehr wohl über die deutsche Staatsbürgerschaft verfügen! Die Charakterisierung als ‚Ausländer‘ setzt sowohl deren Demütigung fort und verschärft damit die ‚Kampfzone‘, auch wenn die Autoren der Studie nur den Sprachgebrauch ihrer Probanden übernommen haben sollten, und fördert nur noch weitere nationalistische Separationen, auf allen Seiten.“

    Sehen Sie diese Gefahr der Zuspitzung des Konflikts ebenfalls?

  14. Noch eine Ergänzung zu Volker Schmidt: Wenn wir in diese Untersuchung zu den extremen regionalen Unterschieden des Rechtsextremismus deutscher Jugendlicher einsteigen, wird es nicht ausreichen die Gegenwart zu erforschen. Gerade in ländlichen Regionen mit geringerer Mobilität der Bevölkerung möchten wir uns auch die Wahlergebnisse der Nazis aus den 20iger Jahren anschauen. Vielleicht gibt es ja regionale Traditionen des „braunen Denkens und Handlens“. Vielleicht prägt ja die Meinung des Großvaters durchaus noch das, was die Enkel heute zum Ausdruck bringen. Aus der Gegenwart interessiert uns beispielsweise, ob es in den jeweiligen Regionen häufig rechtsextreme Musikveranstaltungen gibt. Immerhin hat der Verfassungsschutz festgestellt, dass sich zwischen 2002 und 2006 die Zahl der rechtsextremen Bands drastisch erhöht hat (von 90 auf 152). Gleichzeitig ist es für den Verfassungschutz schwieriger geworden, deren Auftritte zu kontrollieren, weil sie immer häufiger als private Musikveranstaltung getarnt werden. Wir gehen davon aus, dass rechte Rockmusik stark emotionalisieren kann und möglicherweise sehr zur Bildung von regionalen rechten Kameradschaften beiträgt.

  15. Zu Ivo Scholasky: Die Gefahr, dass wir mit unserer Befragung und die Veröffentlichung der Befunde einen Konflikt zuspitzen, sehe ich nicht. Wir thematisieren doch nur das, was wir unter den deutschen Jugendlichen vorgefunden haben. Natürlich ist uns bewußt, dass die Mehrheit der jungen Türken inzwischen über eine deutschen Paß verfügt. Aber in der Wahrnehmung der befragten deutschen Schüler sind sie eben doch noch „Fremde“ oder „Ausländer“. Es geht uns um die Erfassung von Emotionen und Einstellungen zu den jungen Migranten. Hierfür ist das ALLBUS-Instrument nach wie vor gut geeignet. Auf eines möchte ich in diesem Zusammenhang aufmerksam machen. Es ist kein Naturgesetz, dass sich Deutsche und MIgranten zunehmend auseinander dividieren . So haben wir schon 2006 in Oldenburg ermitteln können, dass dort 90% der jungen Türken von deutschen SChulfreunden zum Geburtstag eingeladen wurden, in Dortmund waren es dagegen nur 27%. In Oldenburg zeigte sich parallel dazu die niedrigste türkische Kinderkriminalität aller Vergleichsstädte und bei 15jährigen jungen Türken die niedrigste „Machoquote“ und Gewaltrate, in Dortmund dagegen ergaben sich jeweils dazu die höchsten Quoten.

  16. Marc Felix Serrao hat Ihnen, Herr Pfeiffer, in der Süddeutschen „methodischen Murx“ vorgeworfen, offenbar, weil er die Allbus-Fragen nicht stimmig findet. Zum Beispiel diese: „Die in Deutschland lebenden Ausländer sind keine Bereicherung für die Kultur in Deutschland“. Serrao argumentiert, wer hier antworte, sei noch lange nicht fremdenfeindlich: „Ein ausländischer Wissenschaftler, der an einer deutschen Uni lehrt, ist in der Regel eine Bereicherung, ein frauen- und judenfeindlicher Islamist ist es eher nicht. Automatisch alle Ausländer als Bereicherung ansehen zu müssen, um nicht als xenophob zu gelten, ist ein fragwürdiges Verfahren. Es würde doch auch kein vernünftiger Mensch behaupten, dass alle deutschen Staatsbürger eine Bereicherung für die Kultur sind. Wer aber meint, aus Gemeinplätzen politische Überzeugungen ableiten zu können, betreibt Populärwissenschaft.“

    Was antworten Sie?

  17. Der Blog-User Matthias Borck-Elsner kann selbst heute nicht mitmachen, hat mir aber einige Fragen zu stellen aufgetragen.

    Als Belastungsfaktor für Gewaltbereitschaft wird u.a. die „Nutzung von gewalthaltigen Medieninhalten“ angeführt. Dazu die Fragen:

    a. Ist die Nutzung von fiktiven Gewaltinhalten (Filmen und Spielen) gegenüber realen Gewaltinhalten (Nachrichten) in der Wirkung abgrenzbar und wertbar?
    b. Ist der Nutzung von fiktiven gewalthaltigen Medien ein „Verarbeitungs(Entlastungs-)effekt“ gegen die realen Gewaltinhalte im Sinne der Gewaltvermeidung zuzugestehen?
    c. Welchen Stellenwert hat die medial dargestellte fiktive und reale Gewalt im Bewußtsein der Jugendlichen im Sinne einer „endgültigen Lösung“ ?

  18. Herr Seraus Fehler ist, dass er eine einzelne Aussage aus dem ALLBUS-Instrument herausgreift, die für sich genommen nicht geeignet wäre Ausländerfeindlichkeit zu messen. Sie wurde von den Kollegen, die vor Jahren das Instrument erstellt haben, auch deswegen einbezogen um durch ein relativ neutrales Statement einen Kontrapunkt zu setzen zu anderen Aussagen, die eindeutig Ausländerfeindlichkeit signalisieren. Erst die Summenauswertung des Instruments ergibt dann die Einschätzung, ob jemand als ausländerfeindlich eingestuft werden kann.

  19. Die Fragen sind aber doch letztlich allesamt Gemeinplätze – mal mehr, mal weniger eindeutig ausländerfeindliche oder antisemitische. Warum ist das Ganze mehr als die Summe der Teile?

  20. Guten Tag Herr Prof. Pfeiffer, Sie haben sich zur Landtagswahlkampagne von Roland Koch 2008, in der von Seiten der CDU in rechtspopulistischer Weise härtere Strafen für jugendliche Straftäter gefordert wurden, mit einem profunden Beitrag zu Wort gemeldet und nachgewiesen, dass Roland Koch freihändig mit Zahlen jonglierte um dann seine „Argumente“ vorzutragen, während sein Bundesland Hessen tatsächlich „Schlusslicht“ in Sachen Jugendgewalt ist.
    Mich würde daher interessieren, was Sie von Begriffen wie „Extremismus der Mitte“ halten? Denn Sie belegen ja auch, dass durch schulische und gesellschaftliche Integrationsmaßnahmen, durch berufliche Perspektiven für Jugendliche sowie durch Erfahrungen mit „fremden“ Kulturen sowohl die Kriminalität unter Migranten als auch die ausländerfeindlichen Grundhaltungen der „Deutschen“ zurück gehen. Ein solches Programm scheint mir dem des angesprochenen Ministerpräsidenten diamentral entgegen gesetz zu sein. Wenn unter den Gruppen Neid, Missgunst und Ressentiments geschürt werden und das Bildungssystem zu einem Ort permanenter Konkurrenz statt gemeinsamen Lernens umgebaut wird, ist dann dieser Ansatz nicht ein Programm der Seperation, statt Integration?

  21. Zu Borck-Elsner: Reale Gewaltinhalte in Nachrichten bieten wenig Möglichkeiten der subjektiven Identifikation und der Überanahme in das eigene Rollenbild. Wer dagegen einen Film sieht, in dem der „Machoheld“ mit suggestiver Macht Gewalt ausübt, ist weit eher in Gefahr sich in diese Person hinein zu versetzen, mit ihr mitzufiebern und sie als Vorbild zu nutzen. Noch stärker gilt das, wenn man in einem brutalen Computerspiel selber in die Rolle des agressiven Kämpfers schlüpft. so haben amerikanische Wissenschaftler (Funk et. al) aufgezeigt, dass durch die aktive Rolle des Tötens in Computerspielen die eigene Empathie mit dem Leiden von Opfern reduziert wird. Zwar ist dieser Effekt zunächst zeitlich befristet. Wer aber nahezu täglich derartige Spiel nutzt gerät sehr wohl in Gefahr seine Empathiefähigkeit zu verringern und seelisch abzustumpfen. Die amerikanische Armee macht sich das zunutze, wenn sie ihre für den Nahkampf ausgebildeten Soldaten systematisch in killerspielähnlichen, computergesteuerten Schießanlagen trainiert. Die regelmäßige Nutzung von stark gewalthaltigen Computerspielen ist deswegen ein Faktor, der das Risiko eigener Gewaltbereitschaft erhöht. Damit daraus freilich reale Gewalt wird, müsssen noch andere massive Belastungen hinzutreten wie etwa innerfamliäre Gewalt, starke, haßauslösende Kränkungen, usw. Um es am Beispiel von Winnenden deutlich zu machen: die ohnmächtige Wut, die Tim K. zu seinem Amoklauf geführt hat, dürfte ihre Ursache in Lebesnumständen haben, die wir freilich noch nicht kennen. Counterstrike hat lediglich einen Weg aufgezeigt, wie er diese Wut umsetzen kann.
    b) Die hier angesprochene Katharsis Hypothese konnte weltweit nie bestätigt werden. Sie wird lediglich immer wieder von den Herstellern von Computerspielen und ihnen nahe steheneden Journalisten als Entlastungsinstrument vorgetragen – ist aber offen gesagt schlichter Unsinn.
    c) offenkundig soll hier der Amoklauf als „endgültige Lösung“ angesprochen werden. Meine Sorge ist, dass die exessiv breite und sehr emotionale Berichterstattung über derartige Taten erheblich dazu beiträgt, dass es in der betreffenden Gesellschaft danach wieder Amokläufe gibt. Man kreiert auf diese Weise einen „Negativhelden“. Ichschwache Verlierer, die für ihr Scheitern Andere verantwortlich machen und starken Haß auf diese Personen empfinden, geraten so in Versuchung, einmal im Leben zum Superstar werden zu wollen, indem sie mit der Waffe in der Hand Rache üben. Bei SElbstmordtaten ist es empirisch nachgewiesen, dass intensive mediale Berichterstattung starke Nachahmungseffekte auslöst. Deswegen haben sich die Fernsehsender darauf geeinigt, über solche Vorfälle möglichst garnicht zu berichten. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn es jetzt nach Winnenden zu einer Medienkonferenz käme, bei der sich die Chefredakteure der verschiedenen Mediensparten darauf einigen, beim nächsten Mal extrem zurückhaltend zu berichten, wenn es wieder zu einer derartigen Tat kommen sollte.

  22. Unter Jungen sind rechte Ansichten und Einstellungen offenbar viel weiter verbreitet als unter Mädchen. Das gleiche gilt für die Gewaltbereitschaft. Sie, Herr Pfeiffer, stellten in Interviews einen Zusammenhang mit einer „wachsenden Leistungskrise der Jungen“ her und mit der Art des Medienkonsums. Jugendliche in Familien, in denen die Eltern Hauptschulabschlüsse haben, haben zu 57 Prozent einen eigenen Fernseher auf ihrem Zimmer. Ist das wirklich ein geschlechtsspezifisches Problem? Welche Wege sehen Sie, die Eltern zu motivieren, ihnen die Fernseher wegzunehmen? Oder gegen den Gruppendruck unter den Jugendlichen zu halten und ihnen Ballerspiele zu verbieten? Damit wären in vielen Familien sicher schwere Konflikte programmiert.

  23. … dann sag ich mal was dazu, Bronski: Klar ist es ein Problem, den Fernseher „wegzunehmen“, wenn er denn schon mal da steht. Aber ich kann aus eigener Erfahrung nur alle Eltern davor warnen, mit dem Fernsehquatsch überhaupt anzufangen. Unsere heute 7-Jährige durfte so mit ca. 3 jeden Abend eine halbe Stunde Kika gucken, Sandmännchen und das, was vorher kam. Und obwohl das mit Gewalt nun wirklich wenig zu tun hatte und das zu ziemlich kindgerechteste auf dem Markt ist, hat sie sich manchmal hinterm Sofa versteckt und schlecht geschlafen. Wir haben das Fernsehen, von Ausnahmen abgesehen, inzwischen abgestellt, und niemand vermisst es.

  24. Hallo Herr Pfeiffer,
    zum erhöhten Anzeigeverhalten habe ich noch eine Frage. Die Jugendrichterin K. Heisig aus Berlin sagte gegenüber dem Tagesspiegel, dass viele Opfer oder Zeugen von Gewalttaten Täter nicht mehr anzeigen würden, weil sie extreme Angst haben. Ich kann diese Angst aus eigener Erfahrung bestätigen. Auch eine Kommissarin der Berliner Kripo berichtete mir, dass viele Opfer sich häufig nicht trauen, auch bei schweren Gewalttaten einen Strafantrag zu stellen. Damit wird es zumindest in Berlin äußerst unwahrscheinlich, dass solche Fälle vor Gericht verhandelt werden. Haben Sie in Ihren Studien jemals ein solches Verhalten bei Opfern berücksichtigt, das einen Anstieg der Dunkelziffer von Straftaten bewirkt?

  25. Herr Pfeiffer, Sie sagen unter #9: „Je höher in einer Hauptschulklasse der Anteil der Migranten ist, umso niedriger liegt die Quote der Deutschen, die sich ausländerfeindlich äußern. Die höchsten Werte wurden in ostdeutschen Schulen erreicht, an denen es überhaupt keine Ausländer gibt.“

    In der pdf-Version Ihrer Studie finde ich dazu nicht die richtige Grafik, aus der diese Aussage explizit hervor. Stattdessen ist in der Untersuchung zu lesen, dass „…die ostdeutschen Befragten zwar die höchste Rate der Jugendlichen mit hoher Zustimmung zu diesen (ausländerfeindlichen) Aussagen aufweisen, die Werte unterscheiden sich jedoch nur geringfügig von denen der west- und süddeutschen Befragten.“

    Also sind die Unterschiede gar nicht so dramatisch? Aus westdeutscher Sicht sollte es allerdings erschrecken, wenn sich die Verhältnisse dort nun fast jenen im Osten angepasst haben.

  26. Dieser Blogtalk fiel kürzer aus, als ich erwartet habe, aber er gab erfreulicherweise durchaus genug her, um eine Veröffentlichung auf der morgigen Bronski-Seite zu rechtfertigen. Ich danke Herrn Pfeiffer für dieses Gespräch und wünsche ihm ein schönes Wochenende (dorthinein hat er sich nämlich verabschiedet, und ich werde ihm gleich folgen).

    Ich habe übrigens die Redaktion von Anne Will darauf hingewiesen, dass wir morgen das Interview mit Herrn Pfeiffer in der FR haben. Bei Anne Will wird am Sonntag über Jugendkriminalität diskutiert.

    Herr Pfeiffer wird nun nicht mehr mitdiskutieren (vielleicht schaut er die Tage aber mal wieder hier hinein), aber die Diskussion kann trotzdem weitergehen.

  27. @ Werner
    Nein, die Antworten Herrn Peiffers auf meine Fragen sind wirklich nicht befriedigend. Vor allem bin ich ein bißchen enttäuscht, dass er meine Fragen unter #24, 25 nicht mehr beantwortet hat. Denn hier geht es ums Eingemachte.

    Ich werde mich morgen wieder einklinken. Heute schaue ich mir jedenfalls noch Anne Will an.

    Gruß

  28. Die Diskussion bei Anne Will hat eigentlich nur ergeben, daß „das Elternhaus“ die grundlegenden Verhaltensweisen zu vermitteln hat, die Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu gewaltfreiem Verhalten befähigen sollen.

    Erst wenn das Elternhaus versagt, greifen Schule, Jugendämter, Polizei und Gerichte zu „wirksameren“ Mitteln.

    Nun denn:
    Ich bitte also, die Staatenlenker den Schulen, Jugendämtern, der Polizei und den Gerichten zu überantworten, da deren Elternhaus offensichtlich versagt hat.

    Ich bin gespannt auf die „wirksameren“ Mittel.

  29. „Im Übrigen wurde angezweifelt, ob es stimmen kann, dass sich 14,7 % der deutschen Jugendlichen als ausländerfeindlich geoutet haben. An dieser Quote gibt es aber leider weinig zu deuteln,“ sagt Herr Pfeiffer.

    Daran darf! man wohl nicht deuteln, höre ich im Unterton. Völlig falsch. Wenn eindeutige Fragen eindeutig und zuverlässig beantwortet werden würden, dann gebe es tatsächlich wenig Interpretationsepielraum. Dann zählten aber Disziplinen wie Soziologie z.B. auch zu den „harten Wissenschaften“. Tun sie aber nicht.

    Fragen, bzw. Aussagen wie: „“Einwanderer sollten sich den deutschen Verhältnissen besser anpassen”, „“die in Deutschland lebenden Ausländer sind keine Bereicherung für die Kultur in Deutschland” “ oder „Ausländer sind meist kriminell“ sind und bleiben suggestiv und interpretierbar. Gerade bei der letzten Aussage kann ein Zusammenhang hergestellt werden zu der überproportionalen Häufigkeit von Kriminalität unter jungen Migranten. Sie kann schnell anders ausgelegt werden, als sie gemeint ist. Der von Herrn Pfeiffer gern angebrachte Einwand des erhöhten Anzeigeverhaltens unter Deutschen ist aus meiner Sicht völlig unglaubwürdig.

    Die o.g Aussagen/Fragen sind bereits zwei von sechs, mit denen Ausländerfeindlichkeit festgestellt werden sollte. Bei ihrer Zustimmung kann man hier eben nicht unbedingt Ausländerfeindlichkeit feststellen. Hinzu kommt, dass ausgerechnet diese Ffragen die meiste Zustimmung erhalten haben. Da kann sich Prof. Pfeiffer drehen und wenden, wie er will: 50 % der Fragen zu diesem Thema sind kritisch. Herr Serrao von der Süddeutschen hat recht: das ist methodischer Murx.

  30. Schnell eine Korrektur: Es gibt drei kritische Fragen von insgesamt sechs. Der Wert von 50% stimmt dann auch wieder.

  31. Warum hat Herr Pfeiffer die Fragen zu #25 und 26 nicht mehr beantwortet? Die Kritik an seiner These, dass die in der Vergangenheit stark gestiegene Jugendkriminalität und der überproportionale Anteil von Einwandererkindern an Gewalttaten auf eine erhöhte Anzeigebereitschaft zurückzuführen ist, nimmt stark zu. Es gibt Gründe, dass in bestimmten Bereichen diese Anzeigebereitschaft aufgrund von Einschüchterungen etc. gegen null geht.

    Auch bei der Aussage, dass „je höher in einer Hauptschulklasse der Anteil der Migranten ist, umso niedriger liegt die Quote der Deutschen, die sich ausländerfeindlich äußern“ ist völlig irrelevant, wenn die Unterschiede zwischen beiden Fällen minimal sind. Zumindest unterscheiden sich die Werte zwischen West- und Ostdeutschland laut KFN-Studie kaum (Hannover ausgenommen). Der These, dass Ausländerfeindlichkeit nun ausschließlich eine Folge von Unkenntnis und fehlenden Kontakten zu Migranten ist, wäre damit widersprochen. Denn lediglich in den neuen Bundesländern gibt es nur einen geringen Anteil von Migranten an der Bevölkerung.

    @ Bronski
    Wenn ein Interviewpartner nicht bereit ist, auf Fragen einzugehen, in denen einschlägige Kritik an seinen Aussagen geübt wird, dient ein solches Gespräch nicht unbedingt der Aufklärung der Sachverhalte, die zur Diskussion stehen.

    Herr Pfeiffer scheint die Medienlandschaft zu dominieren. Ich habe in den letzten zwei Jahren nie einen anderen Kriminologen in Rundfunk oder Fernsehen erlebt. Auch in den Printmedien wird meistens nur Herr Pfeiffer zitiert oder interviewt. Diese Situation finde ich kritisch. Wäre es nicht sinnvoll, dass auch andere Wissenschaftler interviewt werden, die andere Position als Herr Pfeiffer einnehmen? Vielleicht würde so auch der notwendige Diskurs in der Öffentlichkeit entstehen- der Leser/Zusachuer könnte sich dann besser eine unabhängige Meinung bilden. Mit Statistiken zu gesellschaftlichen Entwicklungen kann zu schnell eine manipulierende Stimmung erzeugt werden, die Ausrichtung spielt hier stets eine wesentliche Rolle.

  32. @Prof. Pfeiffer: Falls Sie mal wieder reinschauen.

    aus #9: Zitat:“Tröstlich ist im Übrigen ein Befund: Je höher in einer Hauptschulklasse der Anteil der Migranten ist, umso niedriger liegt die Quote der Deutschen, die sich ausländerfeindlich äußern. Die höchsten Werte wurden in ostdeutschen Schulen erreicht, an denen es überhaupt keine Ausländer gibt.“

    Wenn wir hier schon das Thema „Jugend in Braun“ diskutieren, dann darf ich von Ihnen selbstverständlich auch eine Studie darüber erwarten, inwieweit auch türkische Jugendliche verführbar sind, und das faschistisches Gedankengut der rechtsradikalen „Grauen Wölfe“ konsumieren.
    Sind es nur 20, 40, 60 oder gar 80% ?

    http://www.youtube.com/watch?v=gatnWDyFv34&feature=PlayList&p=C3DFF418AD788F7C&playnext=1&playnext_from=PL&index=26

    MfG. Gerd

  33. Zu 34:

    Es dürfte sich um erschreckend viele türkische Kinder und Jugendliche handeln, die den „Grauen Wölfen“ (von Haus aus) zugetan und (durchaus auch völlig unreflektiert) verfallen sind.
    Immer wieder kommt es im Kontext zu öffentlich wahrnehmbaren Auseinandersetzungen und/oder zu Sympathiebekundungen auf Schulhöfen, Sportplätzen, in Internetforen, auf Versammlungen, Kundgebungen und Demonstrationen.
    Dieser Fakt wird offensichtlich wohl einfach ignoriert und/oder toleriert. Oder sogar unterstützt und begrüßt???

    Das ist fatal, denn es geht hierbei in der Tat um ein Phänomen mit einem nicht zu unterschätzenden, „gewaltigen“ Konflikt- und Aggressionspotential.

  34. @Otti:

    Und genau in diesem Kontext muss man Aktion und Gegenreaktion deutscher Jugendlicher betrachten. Sogenannte „NOGO“ Areas gibt es eben nicht nur in Ossi-Land, wo bereits „Ausländerfreie Zonen“ gefeiert werden; diese Zonen gibt es umgekehrt nur mit anderen Vorzeichen auch im Westen. Fahren Sie mal nach K-Vingst oder Kalk, oder in die Keupstrasse in K-Mülheim. Das ist Sperrbezirk!

    Es ist meines Erachtens ein Skandal, wenn aus Gründen der PC eine einseitige Verklärung rechtsradikaler Propagendadelikte wie z.B. „Hitlergruß zeigen“, „Hakenkreuzschmierereien“, „falsche Musik hören“ etc.pp. ausschließlich der rechten Szene in Rechnung gestellt werden, während der deutsch-türkische Hassrapper „Bushido“ alle Ehren erfährt. Man nimmt überhaupt nicht zur Kenntniss, dass mindestens die Hälfte aller P-Delikte von Trittbrettfahrern begangen wurden.
    Nur mal ein Beispiel:
    In Köln-Ehrenfeld finden zur Zeit alle vier Wochen samstags Mahnwachen der rechtsextremen ProKöln gegen den geplanten Moscheebau statt. Jeweils 2 Duzend Demonstranten und Gegendemonstranten werden gleich von mehreren Hundertschaften Polizei geschützt. Wer bezahlt das?
    Wenn aber umgekehrt 5.000 Bozkurts auf der Domplatte ihren chauvinistischen Turkofaschismus hochleben lassen und Fahnen verbrennen, dann gibt man sich „ausgesprochen konfliktscheu“ und „deeskalierend“, und lässt die fanatisierten Jubentürken gewähren.
    Gibt es keine Handhabe diese Leute rauszuschmeissen? Für mich ist das einfach nur noch unerträglich, wie „die“ sich auf deutschem Boden aufführen dürfen. Beim Betrachten dieser Bilder muss man sich nicht wirklich über die entsprechende Gegenreaktion deutscher Jugendliche wundern. Was hier zum Ausdruck kommt, ist der blanke HASS !

    http://www.youtube.com/watch?v=2zKHURhThxw

    MfG. Gerd

  35. @ Otti
    „Es dürfte sich um erschreckend viele türkische Kinder und Jugendliche handeln, die den “Grauen Wölfen” (von Haus aus) zugetan und (durchaus auch völlig unreflektiert) verfallen sind.“
    Ich stimme Ihnen da zu, weiß aber nicht, ob es sich um erschreckend viele handelt.
    Schon in den 80iger Jahren waren die grauen Wölfe in Berlin aktiv mit harmlos klingenden Untergruppen, boten Nachhilfe und Folklore an. Die Politik war und ist hier blind. Einer unserer Jugendlichen war in so einer Volkstanzgruppe und durfte sogar vor unserem damaligen Bundespräsidenten mit seiner Gruppe seine folkloristischen Tänze aufführen.
    Die grauen Wölfe müssten hier genau so verboten werden wie andere rechtsextreme Gruppen.
    Besser aber wäre es, ein wirklich gutes Angebot für junge Menschen zu machen.
    @ Gerd (36)
    „Gibt es keine Handhabe diese Leute rauszuschmeissen? Für mich ist das einfach nur noch unerträglich, wie “die” sich auf deutschem Boden aufführen dürfen.“
    Das sind trotz alledem Kinder unserer Gesellschaft! Wohin wollen Sie die denn rausschmeissen?

  36. @ Gerd1959, # 36

    Ich finde Ihren Beitrag in vielerlei Hinsicht fragwürdig

    „einseitige Verklärung rechtsradikaler Propagendadelikte (…) Man nimmt überhaupt nicht zur Kenntniss, dass mindestens die Hälfte aller P-Delikte von Trittbrettfahrern begangen wurden.“

    Sie sprechen hier von Volksverhetzung!

    „Beim Betrachten dieser Bilder muss man sich nicht wirklich über die entsprechende Gegenreaktion deutscher Jugendliche wundern.“

    Dann erklären Sie mir doch mal den Zusammenhang zwischen den Kölner „Jubentürken“ und dem in der Pfeiffer-Studie gemessenen hohen Wert für ausländerfeindliche Positionen in Schulklassn, in denen es keine Ausländer gibt.

    Ich mache Sie auf unsere Blog-Regeln aufmerksam. Ausländerfeindliche Positionen werden hier ebenso wenig geduldet wie solche, die Neonazis verniedlichen.

  37. Zu 36 usw.

    Nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich wollte mit meinen Feststellungen im Kommentar 35 keinesfalls ausländerfeindliche Positionen bzw. entsprechend eingefärbte Meinungsbekundungen oder Aktionen auf den Plan rufen. Denn das ist mit Sicherheit eben nicht der richtige Weg und auch nicht die richtige Strategie!
    Es geht doch vielmehr um Überlegungen, die in ihrer Konsequenz Verbesserungen herbeiführen – und nicht um das Schüren weiterer Aggressionen oder menschenverachtenden Handelns. Genau diesen Teufelskreis gilt es ja zu unterbrechen! Gleichwohl ist es wichtig und unerlässlich, vorab von all jenen Phänomenen, Strömungen, Gruppierungen und Einflüssen (kritisch) Kenntnis zu nehmen.

  38. @I.Werner:

    „Das sind trotz alledem Kinder unserer Gesellschaft!“

    Dann sollte diese Gesellschaft diesen „Kindern“ (wie niedlich?) endlich auch Grenzen aufzeigen. Es darf nämlich kein unterschiedlicher Zweifel in der Frage und Bewertung antisemitischer Hetze bestehen bleiben. Der §130 StGB (Volksverhetzung) sollte für alle Deutsche gelten. Es sollte daher völlig Wurscht sein, ob ein Deutscher oder ein Deutschtürke hierzulande gegen Juden hetzt. Ich denke, das sollte unter Demokraten einvernehmlicher Konsens sein, sonst haben wir nämlich ein Problem!

    MfG. Gerd

  39. “Das sind trotz alledem Kinder unserer Gesellschaft!”

    Ja, ich stimme dem zu. Und deswegen sollte man sie genauso behandeln wie eben auch deutschstämmige Jugendliche. Bei der Rechtssprechung sollte in Zukunft der MH z.B. nicht mehr als strafmindernder Umstand gewertet werden. Aber wichtiger als die Strafverfolgung ist für mich v.a. die politische und gesellschaftliche Bildung, die breite Einwandererschichten in Deutschland leider gar nicht erreicht.

    Viele Jugendliche kommen aus entsprechenden Millieus, in denen an traditionellen, archaischen Wertesystemen festgehalten wird, die dem unsrigen entgegenstehen.
    Diese Situation ist um so bedenklicher, wenn man berücksichtigt, dass in vielen Hauptschulen ein normaler Unterricht kaum noch möglich ist. Lehrer sind froh, wenn sie das Chaos überstehen und heil nach Hause kommen. Sie werden nicht selten selbst körperlich angegriffen. Lernfähig- bzw. willigkeit fallen extrem gering aus. Die katastrophalen Resultate sind keine Folge von der Unfähigkeit oder Faulheit bestimmter Lehrer. Und gesellschaftliche Bildung? Gar nicht dran zu denken.

    Dass antisemitische Einstellungen unter jungen Türken nun überproportional hoch ist, kommt nicht von ungefähr. Und wir schauen dieser Entwicklung lediglich zu.

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