Islamisten: Zurück ins Mittelalter mit modernsten Waffen

Der asymmetrische „war on terror“ hat eine neue Dimension erreicht. War es anfangs eine Handvoll von Islamisten, die ihre mit Kerosin und Menschen beladenen Flugzeuge in die Zwillingstürme des World Trade Centers steuerten, sind es nun Tausende, die an der Wiege der menschlichen Kultur und Zivilisation, im Zweistromland von Euphrat und Tigris, ein Kalifat zu errichten versuchen, einen islamischen Staat, und dabei Menschen umbringen, als hätten sie es lediglich mit Fliegen zu tun. Nicht weit entfernt von den Orten, an denen die Sumerer, eine der frühen Hochkulturen, große Schritte in der Entwicklung menschlicher Gesellschaft unternahmen, erhebt jetzt die Barbarei im Namen des religiösen Wahns das Haupt. Ich denke, es ist unstreitig, dass dagegen etwas unternommen werden muss.

Das Problem ist, dass die Typen hinter dem barbarischen Anstrich taktisch denken. Groß geworden im syrischen Bürgerkrieg, gespeist durch einen Zustrom von Islamisten aus der ganzen Welt, auch aus Deutschland, nutzen sie geschickt die haarsträubenden Schwächen des Möchtegern-Potentaten Maliki in Bagdad. Sie sind militärtechnisch und finanziell bestens ausgerüstet und verstehen sich darauf, Ängste bei ihren Gegnern und auch bei uns zu schüren, indem sie beispielsweise die Hinrichtung eines Journalisten filmen und via Youtube verbreiten. Dessen Henker, vulgo: Mörder, scheint ein Brite zu sein: Der Mord an James Foley soll auf das Konto eines 23-jährigen Londoners gehen. Das ist eine kalkulierte Botschaft der Isis an uns Europäer: Wir sind schon unter euch. Habt Angst!

Haben wir denn Angst?

Ich persönlich ekle mich vor diesen Leuten und empfinde Mitleid für Sie. Sie sind Verrannte, Outlaws, die offenkundig zum Islamistentum übertreten, weil sie sich von den klaren, aggressiven Botschaften der Hassprediger angesprochen fühlen. Es ist die Stimme des Totalitarismus, die hier wieder die europäische Bühne betritt. Schwarz und Weiß, Gut und Böse, Gläubige und Ungläubige, das sind die Denkschablonen dieser Irregeleiteten, an deren Beispiel klar wird, wie dünn die Haut der Zivilisation zumindest bei diesen Menschen zu sein scheint. Genau das ist es, was mir zu denken gibt. Es scheint nicht viel dazu zu gehören, steinzeitliche Schlächter aus solchen Burschen zu formen. Unsere westlichen Gesellschaften mit ihrem erkaltenden sozialen Klima scheinen solche Charaktere in ordentlichen Mengen zu produzieren. Haltlosigkeit und Perspektivlosigkeit als Voraussetzung für eine Karriere als Terrorist und der Islam als identitätstiftendes Element – diese Mixtur sowie ihre psychologischen Voraussetzungen und Folgen machen junge Leute, die unter uns aufgewachsen sind und die nach ihrem Crashkurs in Sachen Verrohung wieder unter uns leben werden, zu etwas, wofür es keinen Namen gibt. Zu Tieren? Nein, selbst Tiere verhalten sich menschlicher, denn sie lassen von ihrem Widerkämpfer ab, wenn der seine Unterlegenheit anerkennt. Tiere sind zu solchen Gräueltaten wie dem Mord an Foley nicht fähig.

Jetzt muss als erstes der Einfluss dieser IS-Monstren („IS“ für „Islamischer Staat“) begrenzt werden, und zwar möglichst ohne zu viele Märtyrer zu schaffen. Ob deutsche Waffenlieferungen an die kurdischen Peschmerga-Kämpfer viel bringen werden, wage ich zu bezweifeln. Keinesfalls bin ich für einen Bundeswehr-Einsatz im Kriegsgebiet oder für einen Einsatz von EU-Truppen, auch wenn die eventuell sogar dafür bereitstünden, sondern ich sehe die USA und ihre „Koalition der Willigen“ in der Verantwortung. Dieselbe Staatengruppe, die 2003 mit gedankenlosem Horray gegen Saddam gezogen ist. Es war zwar George W. Bush und nicht der jetzige US-Präsident Barack Obama, der diese Weltregion mit seinem Blitzkrieg gegen Sassam Hussein destabilsierte, aber Obama trägt Mitverantwortung für die Situation, weil er die US-Truppen abzog, obwohl keine Stabilität herrschte. Er überließ den Irak einem Dummkopf namens Maliki, der weiterhin völlig außerstande zu sein scheint zu begreifen, was er da anrichtet.

Und noch etwas muss geschehen: Die USA müssen ihre Bündnispolitik überdenken. Die Islamisten können den Amerikanern nämlich zu recht Doppelmoral vorwerfen, und das macht den gesamten Westen unglaubwürdig. Die finanzielle Unterstützung für die IS-Verbrecher stammt ausgerechnet aus den arabischen Staaten, die am engsten mit den USA verbündet sind. Allen voran Saudi-Arabien, dann aber auch Kuwait und Qatar. Kuwait, das Land, das durch die USA 1991 von Saddam befreit wurde, und Qatar, das Land, in dem in acht Jahren Fußball-WM sein soll. Auch wenn es nicht diese Staaten selbst sind, die IS unterstützen, sondern reiche Bürger dieser Staaten – das muss endlich unterbunden werden. Und während dies geschieht (es wird nicht geschehen), müssen wir uns an die eigene Nase fassen und uns fragen, warum der Islamismus auch bei uns wächst, in den liberalen, freien Demokratien des Westens. Was sind die Ursachen für diese Verrohung?

Fortsetzung folgt.

Nun zu den Leserbriefen. Wolfram Siegel aus Frankfurt schreibt mir:

„Da ruft sich so ein fanatisierter islamistischer Psychopath zum „Kalifen“ aus und verbreitet in seinem „Islamischen Staat“ mit seiner Killertruppe unter Berufung auf Allah Mord und Totschlag. Und was tun die höchsten Authoritäten und Rechtsgelehrten des sunnitischen Islams? Nichts! Gar nichts! Sie schweigen! Das alles ist für sie offenkundig nicht der Rede wert. Warum auch sollten sie sich damit befassen? Die meisten der Opfer des Terrors sind doch „nur ungläubige“ Christen und Jesiden. Haben sie vergessen, dass das historische „Kalifat“ ein Hort der Toleranz war, in dem die autochthone Bevölkerung zwar nicht gleichberechtigt war, aber ungehindert ihre traditionellen Religionen ausüben konnten?
Sie schweigen aber auch, wenn Moslems zur „höheren Ehre“ von Allah andere Moslems umbringen, nicht nur im Irak, auch in Afghanistan und Pakistan. Sie schweigen ebenfalls, wenn intellektuell unterbelichtete Fanatiker in der Sahelzone alles niedermachen und niedermetzeln, was ihrem primitiven Verständnis von dem, was Islam bedeutet, widerspricht.
Aber was hört man denn von den Regierungen sunnitisch-islamischer Staaten? Auch sie schweigen zu den Massakern. Die einen sind weitab und fühlen sich nicht betroffen. Die anderen haben mit sich selber zu tun. Die dritten halten mäuschenstill, um ja nicht ins Visier dieser Terrortruppe zu geraten. Und die vierten? Sie schweigen, weil nicht an die große Glocke gehängt werden soll, dass sie die Ausbildungsstätten für diese fanatisierten Killerbanden und die Hassprediger finanzieren. Sollen sich doch die „verhassten Ungläubigen“ aus Europa und Amerika blutige Nasen holen und den Hass auf sich weiter fördern! Hauptsache man ist selber fein raus!
Wie sprachen doch schon die alten Römer: „Qui tacet, consentire videtur“. Wer schweigt, scheint zuzustimmen. Aha! Gut, das zu wissen. Das also ist „gelebter“ Islam!
Nun will ich gewiss nicht leugnen, dass auch das Christentum seine blutige Epoche hatte. Aber das Christentum hat sich weiter entwickelt (mehr oder weniger freiwillig). Aber diese Fanatiker wollen zurück ins Mittelalter – allerdings mit den modernsten Waffen der Gegenwart! Welch eine Ironie!“

Bernhard Trautvetter aus Essen:

„Kurden haben keine Erfahrung mit deutschen Waffenprodukten. Die PKK steht auf der Terrorliste der EU und Deutschlands. ISIS erhielt von westlichen Verbündeten Unterstützung, solange diese Gruppe gegen Assad operierte. Auch Al Qaida wurde zuerst vom Westen unterstützt, als es noch gegen die Sowjetunion ging. ISIS hat türkische Rückendeckung erhalten für den Kampf in Syrien. ISIS erbeutete irakische Waffen aus westlicher Hightech-Produktion, als es in den Irak einfiel und die irakischen Truppen mehrheitlich desertierten. Die USA lösten die irakische Armee nach dem Sieg im völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Hussein auf.
Der danach installierte Regierungs-Chef Maliki spaltete durch seine Ungleichbehandlung von Sunniten und Schiiten das Land und brachte große Teile der Armee gegen sich auf. Der irakischen Armee Waffen zu Verfügung zu stellen, ist gleichbedeutend mit der Achterbahn auf einem Hexenkessel. Nur Artikel 42 der UN-Charta legitimiert Gewalt gegen Gewalttäter. Die Nato im Allgemeinen und die USA im Besonderen sind berechtigt, militärische Gewalt gegen eine Aggression auszuüben, wenn der Weltsicherheitsrat dies beschlossen hat. Das geschieht manchmal ganz schnell, wenn jemand eine schnelle Entscheidung sucht. Hier wird das gar nicht diskutiert. Man will wohl am Völkerrecht vorbei ein Gewohnheitsrecht der Stärkeren installieren. Dann gibt es keine Kriterien, sondern Interessen, die entscheiden, ob der Sheriff im Weißen Haus handelt, will sagen, Krieg führt oder nicht.
Leider gibt es kein anderes legitimierbares Vorgehen für schnelle Hilfe als das Völkerrecht. Oder zum Glück; denn: Wenn wir die Architektur des Völkerrechts weiter auf der Schlachtbank der Stärkeren opfern, dann gnade der Menschheit Gott und/oder Allah usw…
Kriege enden nicht im Frieden.“

 Detlef zum Winkel aus Frankfurt:

„Sehr geehrter Herr Hebel, wenn Sie mit Recht darauf hinweisen, dass Waffenlieferungen an Saudi-Arabien und Katar sicher nicht zum Frieden im Nahen Osten beitragen, dann denken Sie doch bitte auch darüber nach, was die Tolerierung des iranischen Atomprogramms über kurz oder lang bewirken wird. Schon frühzeitig wurde in der FR (Karl Grobe) der politische Schachzug erörtert, den Iran für eine angebliche Stabilisierung der Region zu gewinnen und ihn als Gegenleistung nuklear mehr oder weniger gewähren zu lassen. Die neue westliche Großzügigkeit erstreckt sich, wenn Sie einmal „genauer hinschauen“ wollen, nicht nur auf die iranische Urananreicherung sondern auch auf den Bau eines Schwerwasserreaktors. Ironischerweise protestieren Sie also gegen deutsche Panzer-Exporte, während Sie zu den Nuklearexporten, deren Zustandekommen deutsche Unternehmen ungeduldig herbeisehnen, schweigen. Dabei geht es um nichts anderes als um den Einstieg in die Plutoniumwirtschaft. Einen Ausstieg wird es frühestens in 100 Jahren geben, die Folgen werden nach derzeitigem Wissensstand mehrere tausend Jahre anhalten. Wer glaubt, dass in dieser Zeit nicht mehr passieren wird als das Verspielen eines Jahrhunderts von Zukunft, ist ein hoffnungsloser, ja gemeingefährlicher Optimist. Angesichts der dramatischen Entwicklungen im Nahen Osten ist der sich abzeichnende Nuklearvertrag mit dem Iran das größte und furchtbarste Danaergeschenk, das man den Menschen dort machen kann.“

Farid Bouy aus Bischofsheim:

„Traurig, aber auch zugleich merkwürdig: In seinen Abschlussworten kurz vor seiner Enthauptung wirkte Foley so überzeugt, als er nämlich behauptet, dass die USA hinter der IS stecken würde. Das hörte sich meiner Meinung nach nicht so an, als ob ihm die Worte in den Mund gelegt wurden. Weiterhin ist merkwürdig, dass auch in seriösen westlichen Medien klipp und klar geschrieben wird, dass sich die IS über Saudi-Arabien und Katar finanziert, also des Westens engste Verbündete. Sollte der Westen, allen voran die USA, diesen Verbund nicht aufkündigen oder zumindest drohen, diesen aufzukündigen, um dem Terror Einhalt zu gebieten, um dem „Völkermord“ ein Ende zu setzen? Das ist doch allemal vernünftiger als Waffenlieferungen durch Deutschland in eine fragwürdige Region, Fliegerbomben durch die USA etc. Wie so oft frage ich mich: Was wird hier wirklich gespielt? Sehr merkwürdig …“

Wolfgang Schwaneberg aus Berlin:

„Radikalislamische Terroristen köpfen vor laufender Kamera einen Amerikaner und verbreiten die Videoaufnahmen im Internet. Abscheulicher geht es nicht. Erinnern wir uns an die grausamen Ereignisse 1993 in Somalia. Radikalislamische Terroristen schleiften damals einen Amerikaner hinter einem Fahrzeug durch die Straßen der Stadt.
Was muss noch passieren? Nichts wurde unternommen. Die radikalen Islamisten morden weltweit überall. Der radikale Islam und seine Sympathisanten, leider auch Deutsche, breiten sich weltweit aus wie ein Krebsgeschwür mit vielen Metastasen. Die weltweiten Brutalitäten können wir täglich in den Medien und TV verfolgen. Wann endlich verbinden sich die fünf Vetomächte und noch andere gemeinsam, um dieses grausame Verbrechen zu beenden? Unsere Welt ist in größter Gefahr. Dagegen ist die Ost-Ukraine ein Kinderspiel.“

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25 Kommentare zu “Islamisten: Zurück ins Mittelalter mit modernsten Waffen

  1. How did we get so far?

    Once, all of us were children,
    in need of care and food,
    and dearly beloved brethren,
    in need of love and loving mood.

    We did have fathers, did have mothers,
    who taught us love and peace, to be,
    where there is war and hate from others,
    at day-to-come, befreed and free.

    How did we get so far? I do not know,
    there must have been some grieving pain,
    that rises over those below.

    Our mothers, fathers drown in tears,
    by seeing all their hopes been slain,
    in fiercly fear and fearing fears.

  2. Die derzeitige Berichterstattung über die Verfolgung religiöser und ethnischer Minderheiten durch die IS im Nordirak ist an Heuchelei nicht mehr zu überbieten. Täglich wird aus dem furchtbaren Schicksal tausender Menschen auf berechnende Weise Kapital geschlagen. Anstatt logistische Strukturen effektiver einzusetzen, wird tagelang vom Abwurf von Hilfsmitteln berichtet, und Scharen von Reportern lassen sich in den Hubschraubern mitnehmen, um sich vor Ort zusammen mit verzweifelten und dehydrierten Menschen filmen zu lassen und reißerisch von Hitze, Durst und Verwesungsgeruch zu berichten. Wer von den Verfolgten nicht rechtzeitig zu Fuß durch die Korridore Richtung Kurdengebiet oder in einen der wenigen Hubschrauber gelangt, muss elendig in 45° C zwischen den Toten ausharren. Die USA beschließt nach einer Woche, dass eine umfassende Rettungsaktion der Notleidenden nicht mehr notwendig sei, da mittlerweile viel weniger Menschen auf dem Berg seien als anfänglich angenommen. Die Verbliebenen (Alte, kleine Kinder und Kranke) werden ihrem Schicksal überlassen mit allen Konsequenzen.
    Von vergleichbaren Bedrängnissen der Zivilbevölkerung wird seit längerer Zeit auch aus Syrien berichtet, allerdings mit weit weniger Intensität und Nachdruck. Seit fast zwei Jahren wird über Giftgasangriffe auf die Zivilbevölkerung (Ghuta, Kafr Sita) aber auch Vertreibung und Massakern an der Bevölkerung durch al-Nusra und ISIS berichtet. Viele Menschen fliehen in die Nachbarländer aber auch in die selbstverwalteten Kantone der Kurden im Norden Syriens (Afrin, Kobane, Cizire). Im Gegensatz zu den derzeitigen Attacken im Norden und Westen des Irak findet die Berichterstattung aus Syrien über die fürchterlichen Greuel der IS dort routiniert und weit weniger emotional statt trotz vergleichbarer Menschenrechtsverletzungen durch die Dschihadisten.
    Warum werden wir mit dem Leid der verfolgten Yeziden im Nordirak konfrontiert und in den Berichten über Syrien wird ähnliches Elend weit weniger emotional dargestellt und bleibt folglich abstrakter? Warum soviel Appelle an Mitgefühl hier und eine routinierte und emotionslosere Berichterstattung dort?
    Wichtig für den Westen
    Im Gegensatz zu Syrien ist der Nordirak eine geostrategisch und wirtschaftlich außerordentlich wichtige Region für die westlichen Industrienationen. Sowohl die Erdölfelder um Kirkuk (noch kontrolliert durch die Peschmerga) als auch der Wirtschaftsboom in der Kapitale Erbil sorgen für satte Gewinne ider Konzerne, die im Nordirak investieren und Gewinne erwarten. Diese Aussichten sind seit Kurzem durch die plötzlichen militärischen Erfolge der IS gestört. Gelingt es den Dschihadisten auch, die Kurdengebiete im Norden des Irak einzunehmen, sind die bewährten Kooperationen zwischen den in Erbil aktiven ausländischen Firmen und der kurdischen Zentralmacht abrupt beendet. Wer das explodierende Wachstum in Erbil einmal gesehen hat, kann sich vorstellen, wie groß der Verlust für die Investoren sein muss.
    Mittlerweile ist der unerwartet erfolgreiche Vormarsch der bestens ausgerüsteten IS kurzfristig nur noch durch eine militärische und logistische Aufrüstung der kurdischen Peschmerga zu erreichen. Wie ist dies aber der skeptischen deutschen Öffentlichkeit zu vermitteln, die mehrheitlich gegen Militärhilfe und Waffenlieferungen in Krisengebiete eingestellt ist? Am besten funktioniert dies immer noch durch eine medial inszenierte Kampagne über das Elend der verfolgten Yeziden. Sind Gefühle von Mitleid für das Leid der Einen und Abscheu über die Exzesse der Anderen erst einmal erfolgreich mobilisiert, ist es auch möglich, unmittelbar im Anschluss eine forcierte Diskussion über die Notwendigkeit von Militärhilfe an den Nordirak zu lancieren. Verdienen werden an diesem Deal – wie so oft – die deutschen Rüstungsunternehmen, die in den Jahren zuvor staflos Saudi-Arabien Waffen liefern konnten, obwohl bekannt war, dass das dortige Regime die Dschihadisten in vielfältiger Weise unterstützt. Nun können diesselben Konzerne ihre Waffen auch an die kurdische Gegenseite liefern, trotz aller berechtigten Warnungen über den möglichen Verbleib dieser Waffen im Laufe des Konflikts.
    In diesem Kontext ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Fluchtbewegungen der verfolgten syrischen Minderheiten in die selbstverwalteten kurdischen Kantone im Norden Syriens in der Presse vergleichsweise wenig Beachtung finden. Die dortige Verwaltung ist sozialistisch ausgerichtet und für Grossinvestoren folglich uninteressant. Zudem sind keine Bodenschätze in lohnenswertem Umfang aus zu beuten.
    So werden wir wohl noch eine Weile reißerische Berichte über das Flüchtlingsdrama weiter östlich im Nordirak miterleben müssen, bis die Mehrheit der Deutschen moralisch mürbe ist und Waffenlieferungen zustimmt, derweil nur wenige Kilometer weiter westlich ähnlich dramatisches Elend kaum Beachtung findet, einfach nur, weil dort weniger Gewinne zu erzielen sind. Das ist die bitterste Lehre aus den derzeitigen Vorkommnissen. Wirkliches Mitgefühl für das unbeschreibliche Leid der Zivilbevölkerung hier wie dort haben nur die Wenigsten und auch dies wird schnell wieder vergessen sein angesichts der nächsten humanitären Krise, die durch die Medien an uns heran getragen werden wird!

  3. Wenn die Bundesregierung jetzt den irakischen Kurden Waffen liefern will, setzt sie einen Fehler fort, der überhaupt erst die jetzige Situation erzeugt hat. Die Kurden müssen sich doch wehren gegen Waffen, die einmal von westlichen Staaten in den Irak, nach Saudiarabien und Katar geliefert worden sind! Wären diese Waffenlieferungen unterblieben, dann wäre die ISIS-Miliz nie so stark geworden, es hätte keinen drohenden Völkermord an Jesiden und Anderen gegeben. Sie wurden geliefert, um diese Staaten stark zu machen gegen den „bösen“ Iran bzw. die islamistischen Kämpfer von Al Kaida, und man nahm billigend in Kauf dass diese Waffen auch bei islamistischen Gruppen landeten, die gegen die „bösen“ Syrischen Truppen kämpften. Und die nutzen sie jetzt für eigene Eroberungspläne. Und wieder reagieren die westlichen Staaten genau gleich: mit neuen Waffenlieferungen an die, die jetzt als „die Guten“ erscheinen, weil sie gegen die neuerdings „Bösen“ kämpfen! Und dasselbe Muster haben wir seit Jahrzehnten gesehen, in Afghanistan, in Irak, usw. Wann werden wir endlich klüger?
    Was ist denn, wenn die jetzt zu liefernden Waffen von den Kurden demnächst verwendet werden, um ihren eigenen Staat in Gebieten zu erkämpfen, die heute zu Irak, Syrien und der Türkei gehören? Wenn die kurdische PKK diese Waffen in der Türkei gegen den Nato-Partner einsetzt?
    Es ist ja nicht so, dass die Isis-Miliz erst neuerdings grausam geworden wäre – dieselben Gräuel hat sie schon seit vielen Monaten in Syrien verübt. Das war nicht einmal ein Grund, die Waffenlieferungen an Katar und Saudi-Arabien einzustellen, die die Isis ausgerüstet haben. Und auch für die türkische Regierung war das kein Grund, der Isis den Nachschub und Rückzugsraum auf ihrem Staatsgebiet abzuschneiden. Was wir heute sehen ist das Ausnutzen der furchtbaren Not der Jesiden und Christen in Irak, um das Tabu für Waffenlieferungen in Spannungsgebiete aufzubrechen. Denn wenn wir an die irakischen Kurden Waffen liefern, mit welchem Argument können wir denn dann noch anderen, die unsere Waffen haben wollen, diese verweigern? Zum Beispiel Israel? Dies ist ein Präzedenzfall, auf den sich jeder berufen wird!
    Es ist unbestreitbar, dass die Jesiden Hilfe brauchen, und dass man nicht den Völkermord zulassen kann. Also holt sie mit einer Luftbrücke nach Deutschland und gebt ihnen Schutz hier, wo schon viele Angehörige sind! Sicher, es ist wahr, dass in Ruanda der Völkermord erst durch den militärischen Sieg über die Mörder gestoppt wurde. Aber muss man deshalb einen Wettlauf starten, wer am schnellsten und am meisten Waffen liefert, damit sich Andere stellvertretend für unser moralisches Empfinden gegen die Mörder werfen? Wollen wir diese Waffen hinterher wieder einsammeln? Ehrlicher finde ich da die Luftangriffe der Amerikaner, die sich zum zeitweiligen Waffenbruder der Kurden machen und sich zurückziehen können, wenn die Gefahr vorbei ist. Es ist ein Irrtum zu glauben, der Feind unseres Feindes sei immer ein Freund, und immer gut!
    Zur Klarstellung: Ich habe nichts gegen die Kurden und nicht einmal etwas gegen einen kurdischen Staat, der ihnen seit Jahrzehnten vorenthalten wird. Ich habe etwas gegen Kriege, gegen die ewig sich verschlimmernde Spirale des Tötens und all der weiteren Verbrechen, die im Krieg geschehen, gegen das Verrohen der Menschen im Krieg und das Geschäft mit dem Tod. Und Waffen heizen nun mal die Konflikte an und fördern Kriege. Mit Öl kann man das Feuer nicht löschen! Konflikte lösen muss man anders.

  4. Was mich schon seit geraumer Zeit anwidert, ja, ankotzt, ist diese Doppelbödigkeit, diese Heuchelei, dieses Gutmenschentum-Getue, das eindeutig die Guten hier sieht und die Bösen woanders, in Rußland, im Irak bei ISIS, und sonstwo. Daher auch vielen Dank, Frau Alpers und Herr Eberlein, für Ihre Klarsicht auf die Dinge und Ihre Differenziertheit. Leider scheinen bei uns all die Pharisäer zu siegen, was ich an verschiedenen Dingen festmachen will:

    1. Wenn wir jetzt, wie viele fordern, an die Kurden bzw. die Peschmerga Waffen liefern, kleben wir dann Aufkleber drauf: aus alten BW-Beständen, bitte nach Gebrauch umweltverträglich entsorgen? Und weiter: Diese Waffen sind nicht zum Gebrauch durch die PKK bestimmt, da diese als Terror-Organisation eingestuft sind.

    2. IS(IS) ist böse, wir sind gut. Klar! Deshalb haben wir ja auch die seit Jahren vom HUMANITAS-Gedanken unserer internationalen Pharma-Konzerne entwickelten Anti-EBOLA-Medikamente freiwillig und ohne Schielen auf die Aktien-Kurse bereitwillig und kostenlos den westafrikanischen Staaten zur Verfügung gestellt, und dadurch Tausende an Leben gerettet, oder? Aber sicherlich gibt es einen Unterschied, ob jemand durch eine Schnellfeuergewehr-Salve oder einen Schwertstreich dahin gemetzelt wird, oder tagelang unter Qualen langsam an Verblutung stirbt.

    3. Die Russen sind böse, weil sie den Ukrainern helfen, vor allem denen, die nicht von Faschisten regiert werden wollen. Eine Föderation, oder ein Anschluß an Rußland, nach unter internationaler Aufsicht abgehaltenen Wahlen in der Ost-Ukraine, kommt nicht in Frage. Die Krim zu verlieren, war ja bereits mehr als genug.

    4. In Rußland gibt es „böse“ Oligarchen, die nur auf das Geld aus sind, und dabei über Leichen gehen. Bei uns dagegen gibt es „gute“ Finanz-Investoren, die altruistisch nur das menschliche Glück und Wohlbefinden verinnerlicht haben, und selbstverständlich darauf achten, daß z.B. bei der Privatisierung öffentlicher Einrichtungen, wie Krankenhäusern etc. pp. mehr Personal eingestellt und gut bezahlt wird, damit weniger Patienten leiden oder an Mangel sterben.

    5. Bei uns wird verächtlich auf die angeblich nur auf ihre Vermehrung bedachten Menschen in der zweiten und dritten Welt herab geschaut, ohne ihnen Alternativen zu bieten. Wo es keine sozialen Sicherungs-Systeme gibt, sind eben Kinder die einzige Möglichkeit für Eltern, später aufgrund deren Unterstützung irgendwie über die
    Runden zu kommen, auch wenn sie ahnen, das es den Kindern womöglich noch schlechter ergeht. Wollten wir das ändern, müßten wir abgeben, und nicht nur Almosen, sondern einen Teil unseres Wohlstands.

    Nur leider wird an diesem Wohlstand immer mehr gesägt, weil unsere Oligarchen, pardon, Investoren, den Hals nicht voll genug kriegen, und nach der ersten Milliarde auch weitere hinzu kommen müssen, natürlich nach dem Ulli Hoeneß-Prinzip steuersparend irgendwo angelegt, bzw. die Regierung beeinflussend, damit das Prinzip der Kapitalertragssteuer nicht nur eine vernünftige Einkommenssteuer ersetzt wird. Dafür spendet mensch dann, in allen Medien breitgetreten, irgendwelchen Hilfs-Organisationen mal 100.000 Euro, und läßt sich dafür feiern.

    Und zum Schluß noch: Was ist aus der FR geworden, das sie solch unsägliche Kommentare wie den von KLAUS HARPPRECHT, Jahrgang 1927, veröffentlicht. In diesem schlägt H. allen Ernstes als Mittel gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Europa eine „zivile europäische Dienstpflicht“ vor, siehe hier: http://www.fr-online.de/kultur/frankreich-franzoesische-turbulenzen,1472786,28234838.html.

    (…)

    Mit ein Grund, dieser Kommentar, warum ich die FR nicht mehr im Abo habe.

    (…): Passage gelöscht. Bitte keine Nazivergleiche.
    Gruß, Bronski

  5. Davon ab das ich bis auf dem Schluss Wolfgang Fladung recht gebe sollte man sich mit dem Gedanken befassen das Waffenlieferungen keine Lösung sein können. Wenn die Berichterstattung stimmt, was ich nicht einschätzen kann, muss im Irak was passieren. Dazu ist in erster Linie die USA gefordert mit ihrer Koalition der Willigen, aber wenn D. meint da mitmischen zu sollen dann muss man die Leute die die Waffen mit zurückbringen mitschicken. Das fällt mir sehr schwer zu sagen, aber die Aufrüstung der PKK ist unsinnig und wird nur zur Verschlimmerung der Lage führen.

  6. was mir vorschwebt ist eine Art Jagdgesellschaft mit 5 Uhr Tee in der Wüste. Eine Jagdgesellschaft die von Barack Obamas Regierung zusammengestellt würde.Im Gegensatz zu Bronski bin ich nicht der Auffassung das die Koalition der Willigen neu aufgelegt werden sollte. Das waren politischen Partner der Bush Regierung,wie Berlusconi, Italien. Das hat zehn Jahre später keine Relevanz mehr,weil es nichts mehr mit der aktuellen Situation zu tun hat ist. Zumal ein solcher Vorschlag die Koalition der Willigen auferstehen zu lassen, wieder ein gellendes Pfeifkonzert mit sich bringen würde. Es gehört auch Mut dazu sich diesen Gotteskriegern entgegen zu stellen. Pfeifkonzerte stören dabei eher, also ich meine das Barack Obama sich seine eigene Koalition schmieden wird. Die Bundesrepublik ist aus Staatsraison dazu verpflichtet, den USA dabei Hilfe zu leisten. Barack Obama wird sich seine eigene Koalition suchen müssen, sofern es überhaupt zu einem Bodeneinsatz kommen sollte. Der Bodeneinsatz wird vielleicht nötig sein

  7. Wie wird ein Krieg vorbereitet, richtig, mit
    Propaganda. Das Volk soll den Krieg ja mittragen.
    Ich habe als Hitlerjunge diese Lügen ertragen müssen. Im kalten Krieg war es nicht anders.
    Mir kann keiner mehr was vormachen ich hinterfrage
    immer alles, ich habe ja auch einen Internett-
    Anschluss. Mir tun nur die jungen Leute leid die
    nun für die Lügen der Politiker ihr Leben riskieren sollen. Der Kapitalismus ist am Ende nun muss
    gerettet werden was noch zu retten ist. Schulden
    ohne Ende hat der Westen, aber uns wird gesagt
    Russland ist pleite. 140 Millionen Auslandsschulden
    soll Russland haben, was wären wir froh wenn wir
    auch so wenig Schulden hätten!! Wie war es in der
    Vergangenheit? Wenn der Staat pleite war gab es
    Krieg oder Inflation. Wurde der Krieg gewonnen
    war man saniert, hat man verloren war eben der Krieg schuld. Warum lässt man in der Ukraine nicht
    das Volk abstimmen? In der Ukraine sprechen
    42 % ukrainisch 38% russisch 17 % beide Sprachen.
    Daran sieht man wie schwierig eine Einigung ist.
    Aber darum geht es ja auch gar nicht. Es geht
    um die Weltherrschaft und um die Rohstoffe.

  8. Sehr geehrter Herr Bronski,

    Sie schrieben oben: „…als hätten sie es lediglich mit Fliegen zu tun… “ (Zitat Bronski).

    Dem o.a. Zitat müssen wir mit aller Deutlichkeit entgegentreten.

    Die Lediglichkeit, der sie sich hier so nebenbei bedienen, ist nicht und in keiner Weise fliegenhaft, nicht fliegenähnlich oder in sonst einer Weise flieglich. Sie ist, vergleichbar mit der Liederlichkeit, eine ganz und gar menschliche Eigenschaft.

    Wir bedauern die Unfähigkeit der Menschen sehr, die Natur, die Schöpfung und die aus ihnen hervorgegangenen Wesen zu respektieren.
    Wir bedauern auch den Mangel an Respekt, der in Ihrem Zitat deutlich wird. Wir verstehen, daß dies eventuell nur ein sprachlicher Ausrutscher war, der nicht zu weiteren Konsequenzen führen sollte.

    Wir möchten trotzdem darauf hinweisen, daß nicht wir „ledigliche“ Wesen sind, sondern die Menschen „verlediglichende“ Wesen sind.
    Wir hoffen, diesen wesentlichen Unterschied hiermit verdeutlicht zu haben.

    Mit der Bitte um Richtigstellung und freundlichen Grüßen:

    Die Fliegen

  9. Wir sollten endlich alles so betrachten, wie unter 9 # dargelegt.
    So sehen Lösungen aus. Da braucht es keine weiteren Worte mehr…

  10. @ Wolfgang Fladung, # 4

    Hattest Du mal wieder einen Hassanfall, ja? Bitte das nächste Mal etwas besser unter Kontrolle behalten. Die gelöschte Passage war inakzeptabel. Auf dieses Niveau begeben wir uns nicht.

    Off topic: Zum Thema Harpprecht: Die FR nimmt sich heraus, gelegentlich auch mal Leute zu Wort kommen zu lassen, die nicht ihrer Meinung und auch nicht unbedingt der Meinung der Redakteurinnen und Redakteure sind, sondern die streitbare Essayisten mit eigenem Ansatz sind. Man nennt dieses Vorgehen „eine Debatte führen“. Pro und Contra. Der Text lief im Feuilleton und war eben dies: ein Essay. So was haben wir schon immer gern gemacht, es entspricht guter alter FR-Tradition. Und das werden wir auch weiter so machen. Du bist es anscheinend nicht mehr gewohnt, auch mal Sachen zu lesen, die nicht Deiner Meinung entsprechen. Ich mag die Debattenkultur a la Nachdenkseiten nicht, wie Du weißt, denn sie ist gleichbedeutend mit Monokultur. Die brauchen wir nicht.
    Und nun zurück zum Thema – IS und die geplanten Waffenlieferungen.

    Off topic Ende

  11. Mein Standpunkt ist, dass die Waffenlieferungen nur ein erster Schritt sind im Kampf gegen die IS. Ich meine das nur eine internationale Koalition wirklich helfen würde gegen die IS. Was spricht dagegen, es nicht noch einmal mit einer neuen Koalition zu versuchen ? Responsebility to protect, die Schutzverantwortung zur Vermeidung schwerer Menschenrechtsverbrechen von 2005 wäre das völkerrechtliche Statut. Nur weil die Koalition von 2003 missglückte bedeutet das doch nicht, dass damit neue Koalitionen und Alliierte im Mittleren Osten auf ewig ausgeschlossen sind ?
    Wieso nicht eine neue Obama Koalition ? Die Operation „Desert Storm“ dauerte keine sechs Wochen, dabei hatte Bush senior als Alliierte u.a. die Sowjetunion, Syrien, Saudi Arabien, Großbritannien. Nach sechs Wochen waren die Kampfhandlungen beendet, die irakische Armee aus Kuwait-City vertrieben.
    Mit einem geschickten Vorgehen gegen die IS könnte ich mir einen ähnlichen Erfolg vorstellen. Zögerliche Haltungen und Gewähren=lassen führt nur zu Verlängerungen der Leiden der Bevölkerung. George W. Bush wollte einen Diktatur stürzen, in der Hoffnung das Land würde sich demokratisieren. Das war zum scheitern verurteilt, bedeutet aber meiner Meinung nach nicht, dass nun überhaupt nichts mehr geht. Das nun nicht mehr gegen Diktaturen und Terror gehandelt wird! Der mittlere Osten ist seit 30 Jahren in einem Konflikt, der beinahe ewig genannt werden kann. Ich glaube nicht, das mit einer von Obama geschmiedeten Koalition alle Probleme gelöst sind. Die Bevölkerung im Irak wird es kurzfristig etwas leichter haben.Was spricht also dagegen, das der amerikanische Präsident sich Alliierte sucht, um mit Diesen den Kampf mit der IS aufzunehmen ?

  12. # 12 @ Bronski: Nee, so kommen wir nicht zusammen. Natürlich sollte die FR auch andere Meinungen präsentieren, weil ansonsten es schnell heißt: gleichgeschaltet (was Du als NDS-Hasser diesen unterstellst). Aber wenn ich eine Bemerkung von Harpprecht lese, wie: „zivile europäische Dienstpflicht“, dann geht mir das Messer in der Tasche auf. Weil dann eben die ganze kapitalistisch-neoliberale Politik und die daraus resultierenden bitteren Resultate, wie die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern, völlig ausgeblendet und auf ein eingeengtes Handeln – wie z.B. Waffen für die Kurden – beschränkt wird und nicht über den Horizont hinaus gedacht wird. Und natürlich komme ich da zur NS-Zeit, in welcher diese „Dienstpflicht“ gang und gäbe war. Warum Du dann mit „bitte keine Nazivergleiche“ kommst, ist mir schleierhaft. Es muß doch möglich sein, bei bestimmten Begriffen auch diese unsägliche Zeit, in welcher die „Dienstpflicht“ praktiziert wurde, heranzuziehen. Natürlich gehört „Endsieg“ in „“! Übrigens hatte ich in meinem Beitrag # 4 mehr Ereignisse angesprochen, als den Essay von Harpprecht. Aber wenn sich das alles ausschließlich an meinem „zarten“ Hinweis festmacht, lassen wir die Debatte.

    Nicht nur bei Schizophrenen ist „alles so schön bunt hier“. Was meinen die anderen Blogger dazu, z.B. I. Werner?

  13. Die Debatte über Deine anderen Vergleiche überlasse ich der Debatte aller Userinnen und User über Deinen Kommentar mit dem Hinweis darauf, dass sich dieser Thread mit Isis beschäftigt. Ich sage an dieser Stelle noch einmal: Kritik – gern. Nazi-Vergleiche – nein. Niemals. Nicht in diesem Blog.

    Und eine letzte Anmerkung zu Deinem Kommentar: Wenn „wir“ an allem schuld sind, wie Du suggerierst, dann ist keine konstruktive Debatte möglich. Ein solches Herangehen an eine Thematik macht schon allein deswegen blind, weil es zu viel zusammenwirft, was nichts miteinander zu tun hat – auf den ersten Blick nicht, auf den zweiten Blick nicht und auf den dritten Blick erst dann, wenn man ein Freund von Verschwörungstheorien ist. Smyptomatisch für Deine Herangehensweise an das Thema ist dieser Satz aus Deinem Kommentar:

    „Bei uns wird verächtlich auf die angeblich nur auf ihre Vermehrung bedachten Menschen in der zweiten und dritten Welt herab geschaut, ohne ihnen Alternativen zu bieten.“

    Diese Feststellung arbeitet mit Unterstellungen und Halbwahrheiten. In diesem Blog wird niemals verächtlich auf Menschen herabgeblickt. Ich bitte, das zur Kenntnis zu nehmen. Auch die von Dir so geschmähte Frankfurter Rundschau pflegt keine solche Sichtweise, und deswegen ist es ganz besonders ärgerlich, dass Du Dir ausgerechnet so einen Beitrag wie den von Harpprecht rausgreifst und ihn der FR ingesamt anlastest, während Du die Berichterstattung der FR ansonsten überhaupt nicht zu verfolgen scheinst. Sonst wäre es nämlich ausgeschlossen, dass Du so was schreibst.

  14. zu @ Stefan Vollmershausen
    Soll ihr letzter Beitrag eine Bewerbung für die kämpfende Truppe sein, oder haben sie einen Sohn der da mitmachen soll? Ich habe immer ein Problem wenn andere sagen was man machen solle. Das gilt besonders wenn man in den Krieg ziehen soll.

  15. wenn es nur Peschmerga sind, die kämpfen und sterben, sollte man da nicht zu Hilfe kommen ? Wir werden die Kurden sehr wahrscheinlich mit Waffen unterstützen, damit ist aber das Problem IS doch nicht gelöst. Die Beziehungen der USA mit den Irakern, die es so eigentlich gar nicht gibt, weil Schiiten Kurden Sunniten Minderheiten,sind seit der Invasion 2003 nicht die besten. Der erste Golfkrieg von Bush senior geschah zum Schutz der Kurden und Schiiten, das unterscheidet sich 25 Jahre später nicht von der heutigen Situation. Man würde damit erneut den Kurden und Schiiten zu Hilfe kommen. Dieses Mal nicht gegen Saddam Hussein und seine Baath Regierung, sondern gegen die IS. Ich denke eine internationale Koalition, die noch geschmiedet werden müsste, wäre die richtige Antwort im mittleren Osten.

  16. Ich möchte ja niemandem der verehrten Mitblogger das ehrliche Interesse und die gute Absicht absprechen. Ich bestreite auch nicht, dass manche der Einwürfe von Susanne Alpers (#2) und Helmreich Eberlein (#3) bedenkenswert sind.
    Mehr als bedenklich erscheint mir aber, wenn nicht einmal ansatzweise versucht wird, sich die unerträgliche Situation der Betroffenen vorzustellen, die nach unverzüglicher Hilfe und nach Lösungen schreit, wenn keine Bereitschaft mehr besteht, politische Handelnden ernsthafte Suche nach Lösungen in äußerst schwierigen Entscheidungssituationen zuzugestehen. Wenn statt dessen Nabelschau betrieben wird, wenn das unglaubliche Leid von Menschen zum Anlass genommen wird, um über (vermeintlich) „reißerische Berichte“ der „Medien“ herzuziehen, anderen „wirkliches Mitgefühl“ abzusprechen und darüber zu spekulieren, wie „die Mehrheit der Deutschen moralisch mürbe“ gemacht werden soll. (#2).
    Und was, bittschön, sollen Allerweltsprüche wie: „Mit Öl kann man das Feuer nicht löschen! Konflikte lösen muss man anders.“? (#3) Vor allem, wenn man nicht bereit ist, über das „Wie“ nachzudenken?
    Am schlimmsten leider beim Rundumschlag von Wolfgang Fladung: „IS(IS) ist böse, wir sind gut. Klar!“ „Die Russen sind böse, weil sie den Ukrainern helfen, vor allem denen, die nicht von Faschisten regiert werden wollen.“ (#4) – Ich erspare mir weitere Zitate.
    Lieber Wolfgang Fladung! Bei allem Respekt für Ihr Engagement: Auf einer solchen Ebene nicht mehr zu übertreffender Klischeehaftigkeit, die mir schon fast zynisch vorkommt, bin ich nicht mehr bereit zu diskutieren!

  17. Hallo Herr Engelmann,

    tatsächlich wirkt so manche der von Ihnen kritisierten Einlassungen mehr als wohlfeile Selbstbespiegelung oder setzt sich gar dem Verdacht aus mehr oder weniger als selbst eingebildeter Pazifismus daher zu kommen.

    Auf jeden Fall klingt dabei eine Mahnung zur Vrsicht mit, was ja keinesfalls unzweckmäßig ist.

    Betrachte ich mit die nun diese, deliberante senatu.., beschlossene Ausrüstungshilfe, so sind Zweifel erlaubt ob es sich da wirklich um militärisch brauchbare Hilfe handelt.

    Vorwiegend wurde ja um Kampfmittel zur Panzerbekämpfung gebeten, nicht um Handwaffen. Und was soll geliefert werden?

    Ein Überbestand an Pistolen die sonst verschrottet würden.

    G36, man kann vermuten aus der thermisch nicht so beständigen Lieferung.

    Ziemlich alte, von Rekruten kaputtgeputze G3

    Dazu hoffentlich genug Munition, da auf dem Schauplatz bisher eher Ostblockkaliber gängig sind…

    Und schließlich alte Milanbestände die kurz vor dem Überlagerungsdatum stehen. Mit dem wegen des Akkubetriebes für den abgesetzten Einsatz viel zu schweren Nachtsichtgerätes, wofür also auch ein Fahrzeug benötigt wird!

    Schaun wir doch mal, ob diese Hilfe auch zweckmäßig ist?

    KM

  18. Das Gerangel um Hilfe im Irak und auch um die Flüchtlingsströme stärkt meinen Verdacht, dass die Regierenden und die Abgeordneten sowieso, den Überblick zu verlieren scheinen, was sie tun oder lassen sollten.
    Zuviel Unruhe plötzlich ringsum.
    Etwas Wahres sehe ich auch dabei, dass mit schlimmen Bldern und Greuelberichten – natürlich so ganz nebenbei – auch Stimmung gemacht wird.

  19. Seit der Kolonialzeit interveniert der Westen in Nordafrika und den arabischen Ländern. Das Ergebnis ist desaströs.
    Warum sollte die nächste Intervention ein anderes Ergebnis haben? Vielleicht sollte man einmal etwas anderes versuchen und sich raushalten.
    Doch für Waffenhilfe findet man in der Bevölkerung eher Zustimmung als für die Aufnahme von Flüchtlingen.

  20. Theoretisch ist das Problem doch längst gelöst.
    Die Genfer Konventionen ermöglichen Schutzzonen für die nicht kämpfenden Menschen. Diese Schutzzonen dürfen mit jeder denkbaren militärischen, wirtschaftlichen und juristischen Sanktion verteidigt werden, da ihre Verletzung ein Kriegsverbrechen darstellt.
    Dies bedeutet, daß jeder, der diese Schutzzonen angreift, jegliches Recht verliert, ausser den unveräusserlichen Menschenrechten.
    Daß dies praktisch schwer auszuführen ist, ist mir klar, aber dazu haben wir Regierung, Armee, Juristen und Politiker.

    Worüber wäre denn noch zu diskutieren?

  21. Die PKK hoch zu rüsten ist denke ich wohl keine Lösung. Vielleicht sollte man in D. doch über eine Truppe von Freiwilligen nachdenken die im Rahmen einer UNO Eingreiftruppe eine Schutzzone einrichtet und sichert? Ob es dafür welche gibt die sich freiwillig melden? Na ja es gibt ja auch hier im Bloog welche die meinen das man was tun muss, vielleicht melden die sich ja freiwillig. Ich hätte großen Respekt vor so einer Entscheidung. Wenn welche meinen sie hätten nicht die richtige Ausbildung, kann man nur sagen das lässt sich ändern weil der Einsatz eh nicht in einer Woche vorbei ist.

  22. 16 000 Sturmgewehre(wohl 8000 Sturmgewehre des modernen Typs G36 und 8000 Sturmgewehre des älteren Typs G3), Panzerabwehrraketen, 200 Panzerfäuste, 40 schwere Panzerfäuste, 8000 Pistolen, 30 Abschussvorrichtungen für die Milan-Raketen mit insgesamt 500 Lenkflugkörpern – Frieden schaffen mit immer mehr deutschen Waffen.
    70 000 000 Euro soll die Schose kosten. Frohlocken bei den (deutschen) Rüstungsschmieden „Rheinmetall“, „Heckler & Koch“ & Co.
    Am 1. September – dem Antikriegstag – sind wir Sozialdemokraten früher mit der guten Losung „Frieden schaffen ohne Waffen“ auf die Strasse gegangen. Der Damm ist gebrochen. Wir stehen vor einer massiven weltweiten Aufrüstung. Täglich wird der „Kalte Krieg“ verschärft. Ein Umschlag auf den heißen Krieg ist möglich. Die (alten) neuen Feindbilder sind aufgefrischt worden. Nur Verschwörungstheoretiker glauben, dass dies „orchestriert“ ist.
    Natürlich dient der Beschluss der Bundesregierung einzig der Verhinderung einer „humanitären Katastrophe“ (Merkel); es geht gegen die „Barbarei“ (Gabriel). Tatsächlich wird eine Bürgerkriegspartei im (Nord-)Irak aufgerüstet. Aus einem FR-Leserbrief kann ich entnehmen, dass handfeste (deutsche) Rohstoffinteressen eine Rolle spielen. Den Isiden haben die PKK und deren nordirakische Bruderorganisation geholfen und nicht die Peschmerga, die jetzt deutsche Waffen erhalten.
    Es ist ein hoffnungsfrohes Zeichen, dass immerhin mehr als 20 SPD-Bundestagsabgeordnete gegen die Waffenlieferung gestimmt haben. Die deutschen Waffen gelangen jetzt in ein waffenstarrendes Bürgerkriegsland, in dem Deutschland zugunsten einer Bürgerkriegspartei Partei ergreift; keiner weiß, ob die Waffen je gegen die Isis eingesetzt werden und wo sie letztendlich landen.
    Wie konnten die Menschenfeinde der Isis in Syrien, im Irak etc. diesen Einfluss gewinnen?

  23. Es ist eine alte seelsorgerliche und psychologische Erfahrung, dass ohne ein Schuldbekenntnis kein wirklicher Neuanfang gelingen kann. Die „beispiellose Entscheidung“ der Bundesregierung ausgerechnet auf den Jahrestag von Hitlers Überfall auf Polen als Beginn seines Vernichtungskriegs hätte dringend mit einem Schuldbekenntnis verbunden werden müssen. Deutschland hat sich zwar vordergründig dem verlogenen und völkerrechtswidrigen Irakkrieg des US-Staatsterrorismus entzogen, ihn aber doch logistisch unterstützt und somit dazu beigetragen, durch die Destabilisierung des Irak den Boden für die Gräuel der ISIS-Terroristen zu bereiten. Durch die Waffenlieferungen nach Katar und Saudi-Arabien hat Deutschland aktiv dazu beigetragen, diese Terroristen für ihren Völkermord zu bewaffnen. Solche Schuldeingeständnisse hätten einen wirklichen Neuanfang in der deutschen Außenpolitik ermöglicht, von nun an nur noch Waffen zu exportieren als „ultima Ratio“ zur Abwehr von drohendem Völkermord.
    Deutschlands Pazifisten scheinen angesichts der gegenwärtigen Bedrohung durch die ISIS-Terroristen in die Defensive geraten zu sein, tatsächlich müssten jetzt aber die Waffenexporte angegriffen werden. Jahrzehntelang durften deutsche Kriegsdienstverweigerer Nothilfe auch mit Waffengewalt bejahen, die jetzige „beispiellose Entscheidung“ ist deshalb für Pazifisten nichts Neues. Für den Pazifismus neu muss jetzt sein, die Warnung Jesu aus Mt 26,52 auszuweiten: Nicht nur, wer zum Schwert greift, wird durchs Schwert umkommen, sondern auch wer Waffen exportiert. Auch deutschen Geiseln droht nun die Enthauptung durch das Schwert. Wenn Steinmaier jetzt sagt, die ISIS sei eine existenzielle Bedrohung auch für Deutschland, darf er nicht unterschlagen, dass Deutschland zu dieser Bedrohung beigetragen hat und mit den beschlossenen Waffenlieferungen die Bedrohung verschärft.
    Die in die Berge geflohenen Christen und Jeziden sind nicht nur deshalb umgekommen, weil sie von den ISIS-Terroristen vertrieben wurden, sie sind verdurstet, weil die abgeworfenen Wasserflaschen zerplatzt sind. Deutschland und die irakischen Flüchtlinge wären besser geschützt worden, wenn wir statt hochmoderner Waffen hochmoderne Senkrechtstarter entwickelt hätten, die erfolgreich Wasser für Verdurstende absetzen können. Aufgabe deutscher Pazifisten muss es jetzt sein, ein entsprechendes Schuldeingeständnis nachzuholen und dann auf einen Neuanfang im Sinne konsequenter Rüstungskonversion zu dringen.

  24. zu @ Thomas Ewald-Wehner und Thomas Ewald-Wehner
    Im Grunde teile ich ihre Meinungen uneingeschränkt, aber was nutzt das aktuell wenn ein paar 10000 Verrückte rumrennen und Andersgläubige umbringen? Die PKK aufzurüsten ist eigentlich klar Unsinn, aber was soll getan werden? Das wir eine unfähige Regierung mit einem noch unfähigerem Außenminister unter schwarz/ gelb hatten hilft jetzt auch nicht weiter.

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